JENS RÖNNAU
Corpus Christi
Christusdarstellungen in der Photographie, 1850 – 2001
Internationales Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg, 19.12.2003 – 12.4.2004
Jesus lebt! – Seit die Fotografie als Medium die scheinbar unverfälschte Widergabe der Realität möglich macht, ist die mythische Christusfigur einer unter uns geworden. Selbst wenn es sich bei den Bildern um reine Inszenierungen mit Schminke und Ochsenblut handelt, scheint jede Überlieferung Wirklichkeit werden zu können, die sich zudem durch Effekte und Montagen auf verblüffende Weise in real erscheinende Irrealität steigern lässt. 151 Jahre Fotogeschichte zu diesem Thema lassen jetzt die Hamburger Deichtorhallen Revue passieren. 80 Künstlerinnen und Künstler sind mit rund 150 Exponaten vertreten: einzelne Fotografien, Sequenzen und DVD-Videos. Neben den Werken der Gundlach-Sammlung soll diese Schau den neuen Anspruch der Deichtorhallen als “Internationales Haus der Photographie” manifestieren. Organisiert wurde sie von Nissan N. Perrez, dem Chefkurator des Israel-Museums in Jerusalem, aus Beständen seines Hauses und internationaler Leihgeber. Nach Jerusalem ist Hamburg bislang die einzige Station – weitere sind aber beabsichtigt. Von Weihnachten bis Ostern sind die Werke zu sehen. Innerhalb dieses Zeitplans christlicher Ikonografie ist man auch bemüht, von Geburt bis zu Tod und Auferstehung entsprechendes Bildmaterial beizusteuern.
“Corpus Christi” ist die erste umfassende Ausstellung überhaupt, die sich mit Christus-Motiven im Rahmen der Fotografie befasst. Seit 2000 Jahren sind Jesus-Darstellungen ein wesentlicher Bestandteil der abendländischen Kunst. Im 19. Jahrhundert knüpft die Fotografie da an, wo religiöse Malerei, Grafik und theatralische Darbietungen wie Krippenspiele und Passions-Prozessionen aufhören. Dabei wird der klassische Motivkanon weitgehend übernommen – insbesondere der Typus des eingeprägten Christus-Bildes: junger…