Jochen Becker
Corporate City
»IN EINER KRANKEN UND FARBLOSEN GESELLSCHAFT WERDEN WAHRSCHEINLICH KREATIVITÄT UND UNTERNEHMERISCHE PRODUKTIVITÄT ERLAHMEN.«
Otto Sturzegger, Präsident des farbenfrohen
Chemie-Konzerns Ciba-Geigy
Kunst und Business: Sie sitzen und stehen mit dem Rücken zur Kunst. Noch wirken sie dabei etwas unsicher. Dies wird mit einem Griff an die Skulptur, mit verschränkten Armen oder mit einer lässigen Hand in der Hosentasche wettgemacht. Die modernen Führungskräfte wissen neuerdings den Farbtupfer Kunst zu nutzen. Eine Vielzahl von Beratern weist sie ein in die geheimnisvolle Welt von “Art Consulting” und “Corporate Collecting”, von “Corporate Identity”, Designer-Architektur und Kunst- Investment. Manche Firmen lernen schnell.
Die Kunst hängt nicht im Chefzimmer, sondern im halböffentlichen Eingangsbereich des Firmengebäudes. Sie soll nicht wirkungslos verpuffen, vielmehr ins Auge fallen: Kunst als Werbung. Üblicherweise wird die Schnittstelle Kunde/Anbieter durch den Anachronismus Malerei verknüpft. Unter Kunden versteht man hierbei nicht nur die Käufer und Klienten. Auch die eigenen Angestellten, die Aktionäre oder die Medien-Multiplikatoren werden mit der Firmenphilosophie (Corporate Identity) vertraut gemacht. Kunst ist dabei nur ein – allerdings zunehmend wichtigeres – Zahnrad im Uhrwerk. Doch dieser Markt ist noch lange nicht ausgereizt.
CI
Der Brite Wally Olins verschafft großen Gesellschaften eine solche neue Unverwechselbarkeit. Corporate Identity soll als neuestes Management-Instrument den Organisationen ein klares Zweckbewußtsein geben und dabei ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln. Produkte und Dienstleistungen (Markenname, Gestaltung/Verpackung, Logo/Symbol), Gebäude/Standort oder die Kommunikationsmittel der Firma (Werbung, Bedienungsanleitung, Briefkopf, Neonschild, Fahrzeuge) werden hierfür aufeinander abgestimmt. Mindestens genauso wichtig ist die “Einheitlichkeit in der Haltung, im Handeln und im Stil”, intern wie auch nach außen:…
