Cork Marcheschi
Energie als Material
Von Rainer Wanzelius
Ich mag Dinge, die einfach sind. Ich mag Schwerkraft, Licht, Schall und Monster-Filme.
Ich mag keine (Geheimnisse, die zu bewahren sich nicht lohnt.
Ich mag nicht, wenn eine Menge Arbeit vergebens getan wird.
Meine Arbeit ist einFach – bringt Licht und Schall hervor – verwendet die Schwerkraft -wurde inspiriert von Monster-Filmen – und enthält keine Geheimnisse.’
Cork Marcheschi, führender Repräsentant einer spät- (oder nach-) kinetischen Kunstrichtung (made in USA), die Energie nicht mehr nur als Werkzeug der Bewegung, als Antrieb begreift (und verwendet), sondern auch und vor allem als Substanz dieser Bewegung, als Material, ist auch ein glänzender Analytiker – nicht zuletzt der Szene, die ihn hervorgebracht hat.
Seine Selbsteinschätzung allerdings ist nur bedingt richtig: ‘einfach’ und ‘ohne Geheimnis’ ist Marcheschis Arbeit höchstens in einem sehr banalen Sinn einerseits und auf einer sehr eigenen, asketisch, wenn nicht puristisch anmutenden tieferen Ebene andererseits – indem er der kinetischen Skulptur den vordergründigen Tarnmantel (tradierte Form, herkömmliches Material) abreißt und kaschiertes Prinzip im rohesten Zustand hervorkehrt; kurz: indem er Elektrizität als Elektrizität vorzeigt, nicht mehr und nicht weniger, doch mit allen Implikationen einer künstlerisch-philosophischen und zugleich technisch-physikalischen Ursprungsrückkehr (die letztlich natürlich Sehnsucht bleibt).
Als ‘ohne Geheimnis’ mag, wer über das Know-how eines gehobenen Elektromeisters verfügt, die Verwendung und Bewältigung eben dieses Know-hows in Marcheschis Elektrizitäts-Werken nennen – doch sind diese Arbeiten, für die sich der Gattungsbegriff ‘electric art’ festzuschreiben scheint, keinesfalls unter ausschließlich technischen Gesichtspunkten auch nur annähernd faßbar – sowohl was das Machen als auch was das Rezipieren betrifft. Energie als Material verwenden…