Ingo Arend
Corinne Wasmuth
»Supracity«
Haus am Waldsee, Berlin, 11.12.2009 – 21.2.2010
Ich bin nicht begeistert. Ich finde diese Malerei sehr plakativ und flach. Wo sind die zitierten Schichten. Vielleicht ist es Kunst. Malerei ist‘s nicht.“ Wer den Eintrag im Gästebuch des Berliner Hauses am Waldsee liest, wundert sich über die, in der Formulierung implizit enthaltene Erwartung, dass die Malerei in die Tiefe gehen sollte. Bis vor kurzem hätte man dergleichen noch als albernen Kotau vor einem antiquierten Kunstverständnis abgetan. Hat nicht die Pop-Art die Oberfläche längst als ebenso unabänderliche wie akzeptierte Konstante der aktuellen Kunstproduktion legitimiert? Aber offenbar provoziert der rapide Oberflächenwahn der visuellen Kultur unserer Tage denn doch das genaue Gegenteil: Das Bedürfnis nach tieferer Bedeutung, gesicherten Werten, Verlässlichkeit und Struktur.
Oberflächlich betrachtet könnte man diese Reaktion als Niederlage der 1964 in Dortmund geborenen Künstlerin, die bei Alfonso Hüppi an der Düsseldorfer Akademie studiert hat und inzwischen an der Kunstakademie in Karlsruhe selbst als Professorin lehrt, betrachten. Denn wenn die Bilder Wasmuths eines besitzen, dann Tiefe, in einer strukturellen Hinsicht. Denn die Ergebnisse dieses, in knapp zwanzig Jahren gewachsenen Oeuvres, sind gerade das Produkt einer fast altmeisterlichen Schichttechnik: Öl auf Holz. Viel mehr als vier, fünf Bilder im Jahr schafft sie nach eigenen Angaben mit dieser akribischen Technik nicht. Zumindest von der Produktionsästhetik her ließe sich Corinne Wasmuths Kunst also durchaus unter der Rubrik „Entschleunigung“ subsumieren. Andererseits: Dass diese Vielfalt der Ebenen und motivischen Ingredienzien irgendwann nicht mehr sichtbar ist, ist fast schon wieder ein Erfolg. Denn ein Bild anzusehen, das…