Ursula Maria Probst
Common History and Its Private Stories. Geschichte und Geschichten
»Die politische Produktivität künstlerischer Zeichen«
MUSA Museum auf Abruf, Wien, 26.6.-3.10.09
Wie sehr sich der US-amerikanische Politologe Francis Fukuyama in seiner umstrittenen Publikation „Das Ende der Geschichte“ (1992) mit der Prognose, dass mit dem Scheitern des Kommunismus sich weltpolitische Gegensätze auflösen würden, täuschte, zeigt sich an den jüngsten Ereignissen. Nicht nur, dass die liberale Marktwirtschaft kracht, entfachen popularisierende Dynamiken zunehmend Kontroversen darüber, ob demokratische Prinzipien und deren Machtpotential noch den realpolitischen Tatsachen entsprechen.
20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch realsozialistischer Systeme zeigt sich am Ausstellungsprojekt „Common History and Its Private Stories, Geschichte und Geschichten“, dass sich neue Genres gesellschaftlich engagierter Kunst herausbilden. Lebens- und Arbeitsbedingungen der KünstlerInnen, Immigration und Migrationsprozesse spielen hier ebenso hinein, wie die Konfrontation mit prekären geopolitischen Realitäten. KünstlerInnen wie Anna Jermolaewa, Magda Tothova, Dejan Kaludjerovic, Johanna Kandl, Robert Jelinek, Nicolas Jasmin, Sabine Bitter & Helmut Weber, Borjana Ventzislavova oder Kamen Stoyanov zeigen vor allem politisches Engagement darin, sich aktiv am Prozess zu beteiligen. Bereits am Eingang installiert ist Magda Tothovas Video „Lenin und das Mädchen“ (2003), das ein junges Mädchen zeigt, welches einen Abguss von Lenins Kopf zärtlich zwischen ihren Händen hält und diesen leidenschaftlich küsst. Gleichzeitig visualisiert Magda Tothova eindringlich, wie durch politische Ideologien und Systeme unsere Bedürfnisse und Leidenschaften stimuliert werden. Die Intention, verschiedene persönliche Geschichten, kulturelle Hintergründe und authentische Erfahrungen zu einer Art geschichtlichen Cluster zu gestalten, spiegelt sich im Display der Ausstellung wider. Die traumatische Wirkung der…