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Magazin: Personalien · S. 469 - 469
Magazin: Personalien , 1989

Comic strip aus Wien

Karlheinz Schmid über Alfred Hrdlicka

Der Spezialist fürs antifaschistische Mahnmal, der Österreicher Alfred Hrdlicka, saß in der Jury für einen Wettbewerb in Hamburg. Dort, wo am Stephansplatz ein Kalkstein-Denkmal von 1931 an die Gefallenen aus dem Infanterie-Regiment 76 erinnert, sollte ein Antikriegsdenkmal errichtet werden. Hrdlicka mochte keinen Sinn für die eingereichten Entwürfe entwickeln – und übernahm den Auftrag im September 1983 kurzerhand selbst.

Den Hanseaten war’s zunächst recht, und so konnte der Künstler bis Ende 1986 knapp 900 000 Mark kassieren. Doch für den vereinbarten Lohn lieferte Hrdlicka nur halbe Arbeit, nämlich zwei von vier geplanten Teilen. So ließ der Steinbildhauer eine filigranartige Bronzewand, den “Hamburger Feuersturm”, sowie die Marmorfigur “Untergang der Cap Arcona” aufstellen. Dagegen verweigerte er die Installation der ebenfalls angekündigten Skulpturen “Soldatentod” und “Frauenbild”.

Statt dessen überraschte er die Hamburger Kulturbehörde mit einer satten Nachforderung: eine weitere Million Mark. Mittlerweile hat der Meister erhöht: Eine Million für die Herstellung der fehlenden Elemente – und “über mein Honorar werd’ ich dann noch mit der Stadt Hamburg diskutieren”, sagte Alfred Hrdlicka im August in einem “Spiegel”-Gespräch.

Kultursenator Ingo von Münch, der das Hardlicka-Erbe von seinen Vorgängern übernommen hat, läßt keine Hoffnung aufkommen. “Es gibt einen weiterhin gültigen Vertrag vom September 1983 mit Alfred Hrdlicka über die Fertigstellung des Gegendenkmals”, erklärt der Bürgermeister, und im übrigen, so stellt er fest, “hat Hrdlicka bisher nur die Hälfte des vertraglich Zugesicherten geliefert”. Daß die Motivation der Hanseaten gering ist, ihrerseits für den Abschluß der Arbeiten zu sorgen, ist überaus verständlich. Denn Hrdlicka, der…

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