Collection Yoon Ja & Paul Devautour:
Kritisches Geflecht
(System und Strategie)
Von Frank Perrin
“Ich habe nie etwas anderes als Fiktion geschrieben, und ich bin mir dessen absolut bewußt. Dennoch würde ich nicht sagen, daß diese Fiktionen sich außerhalb der Wahrheit befinden. Ich glaube, daß es möglich ist, daß Fiktion innerhalb der Wahrheit funktioniert, daß man Anteile von Wahrheit in einen fiktionalen Diskurs einbringen kann und es damit gelingt, ihn anzuhalten, etwas zu produzieren, zu “fabrizieren”, was es noch nicht gegeben hat, etwas, was man “fiktionalisiert”. Man “fiktionalisiert” die Geschichte, von einer politischen Realität ausgehend, die sie wahr macht, und man “fiktionalisiert” eine noch nicht existierende Politik, ausgehend von einer historischen Wahrheit.”
Michel Foucault 1
I. Situationen (die Spielregeln)
Kunstvermittler. Yoon Ja & Paul Devautour haben seit 1985 jede eigene Produktion eingestellt, um sich ausschließlich ihrer Collection zu widmen. Seitdem sind sie als Kunstmakler und Kunstvermittler damit beschäftigt, diese Sammlung zu erweitern, zu verwalten und zu fördern, mit allen im Bereich der Kunst üblichen Mitteln (Einzel- oder Kollektivausstellungen, Kataloge, Texte, Vorträge usw.).
Die Collection. Die Collection, die keinen festen Standort hat, geradezu nomadenhaft mobil ist, wird in unterschiedlichen Teilstücken den Umständen der zeitlich begrenzten Ausstellungen entsprechend präsentiert. Das kann anläßlich der Teilnahme einer ihrer Künstler an einer “group show” sein, einer Einzelausstellung von einem unter ihnen, und selbstverständlich wird das Schwergewicht auch auf Gruppenausstellungen gelegt, wo eine repräsentative Auswahl der Collection gezeigt wird. “Mobiles d’emprunt”2 (1989), “Objectif Documenta”3 (1991), “Générique”4 (1992) sind die beispielhaftesten Gesamtaus-stellungen.
Der Collection gehören mehr als zwanzig Künstler an, alle von sehr…