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Ausstellungen: Münster · von Heinz Thiel · S. 207 - 207
Ausstellungen: Münster , 1982

Colette

Westfälischer Kunstverein

Photos, dokumentierend, überarbeitet, von Stoffen umkräuselt, mit Flitter bestreut, bilden das Kernstück der ersten Retrospektive von Colette. Von den Wänden in den Raum wachsen Tableaux, Objektkästen, Konzepte, eine Installation und kunstvoll arrangierte Ausstellungsrelikte. Sie lassen die Vielfalt von Colettes Kunstäußerungen ahnen. Eine verwirrend breite, vielleicht sogar ausladende künstlerische Produktion wird angetippt, läßt sich schemenhaft erahnen, kaum greifen oder begreifen.

Der Westfälische Kunstverein versuchte im ausstellungsüblichen Rahmen eine Künstlerin vorzustellen, die mit austellungsüblichen Maßstäben nicht zu messen ist.

Ihre Kunst ist voluminöse Stille und exaltierte Punk-Explosion; zelebriert sich in Seidendrapierungen, die über Podeste und Mobiliar wuchern, wie Efeu über Stämme und Äste, und in klarer, erotisch ästhetischer Nacktheit.

Eine derart toll gewordene, sich fast selbst zerreißende Kunst in einem weißen, oberlicht-erhellten Ausstellungsraum, von der durchschnittlichen Größe eines amerikanischen Ateliers, durch Bruchstücke, Relikte und Dokumente, gewissermaßen aus zweiter Hand also, zum Er-Leben zu erwecken, muß ein aussichtsloses Unterfangen sein. Und trotzdem: die kühle aufs Bildhafte reduzierte Präsentation läßt den Gestaltungswillen von Colette erkennen und macht deutlich, daß hinter barockem Ausstattungspomp klare Konzepte und sezierende Gedanken stehen.

Die Künstlerin selbst war froh über diese Situation, so konnte sie zum ersten Mal ihre künstlerische Entwicklung überschaubar präsentieren, nicht nur für den deutschen oder westeuropäischen Raum, in dem sie nur ein paar Stippvisiten gegeben hatte, sondern auch für die amerikanische Kunstszene, in der sie mehrfach um ihre Anerkennung als Künstlerin kämpfen musste.

Die Kunst von Colette erscheint auf den ersten Blick sehr einfach, wenn die Blicke dann wandern, entdecken sie vielfältige Facetten, aber wenn man mit den Gedanken hineinsteigt…

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