Stephan Berg
Clyfford Still
Kunsthalle, Basel, 26.1. – 22.3.1992
Unter den großen Malern dieses Jahrhunderts ist Clyfford Still vermutlich der unsichtbarste. Selbst in Amerika wurden die Arbeiten des 1904 in North Dakota geborenen Still im Verlauf seines 76jährigen Lebens nur in einer Handvoll Einzelausstellungen gezeigt, in Europa, dessen Museen insgesamt nur 4(!) Clyfford Still-Werke besitzen (davon befindet sich immerhin eines in Basel), ist bis heute keine Ausstellung zustande gekommen. Diese geringe Präsenz ist freilich nicht auf mangelnde Wertschätzung von seiten des Kunstmarkts und der Museen zurückzuführen, die schon früh Stills überragende Stellung unter den New Yorker “Abstrakten Expressionisten” erkannten, sondern maßgeblich auf die rigorosen Ansprüche des Malers selbst.
Wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit war Still von der absoluten Autonomie seines Werks überzeugt. Er, der die gesamte europäische Moderne als “dekadente Spielereien aus der Alten Welt” abkanzelte, betrachtete seine Arbeit als einen aus einer “Tabula rasa”-Situation geschaffenen monolithischen Block, dessen Veröffentlichung in Galerien oder Museen den existentiellen Gehalt seines Ouvres im Grunde nur dekadent verwässern konnte. Ungezählt sind seine Attacken gegen die “verderbenden, zersetzenden” Kräfte des kommerziellen Kunstbetriebs, in denen er Kritiker als “verlauste Schmierer”, Galerien als “Bordelle” und das New Yorker “Museum of Modern Art” als “Gaskammer” beschimpfte. Einen Sammler, der die “Unverschämtheit” besessen hatte, nach der Bedeutung seiner Bilder zu fragen, soll er daraufhin wutentbrannt vor die Tür gesetzt haben.
Seine Zustimmung zu Ausstellungen gab er ohnehin nur, wenn ihm totale Kontrolle über die Auswahl und Hängung der Bilder sowie über die Gestaltung des Katalogs eingeräumt wurde, wie zum Beispiel in…