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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 78 - 79
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Clegg & Guttman

Die feine britische Business-Welt scheint sich herabgelassen zu haben, um fotografische Aufnahmen im Geiste Raeburns und anderer Gesellschaftsmaler anfertigen zu lassen. Die ganze Szenerie atmet freilich genrehaftere Luft als die Gemälde des großbürgerlichen, am niederländischen Barock geschulten Porträtisten. Jedoch herrscht auch in den großformatigen Fotobildern des Künstlerteams Clegg & Guttman die vornehme Dunkelheit der holländischen Malerei vor, gelegentlich kontrastiert von einem satten Rot oder einem gedeckten, gleichwohl üppigen Grün. Was im einzelnen auf den Bildern geschieht, wird uns nie so recht klar, es sei denn, daß die dezent gewandeten Akteure stets innehalten bei ihrem Tun, um sich für die Aufnahme bereitzuhalten. Doch wer sich auf derlei Interpretation einläßt, ist den beiden Bildautoren schon auf den Leim gekrochen. Daß uns hier eine Welt vollkommener Inszenierung dargeboten wird, vermag niemanden weiter zu überraschen, sobald er sich einiger bildnerischer Einzelheiten vergewissert hat. Aber wie künstlich, wie exotisch die gesamte Szenerie auch auf uns wirkt – damit ist keineswegs gesagt, daß sie nicht von der Erfahrungswelt in bezug auf Künstlichkeit übertroffen werden könnte. Clegg & Guttman zielen tiefer. Sie untergraben nicht nur den Anspruch der Fotografie auf authentische Wiedergabe der Wirklichkeit, indem sie vor dem Kameraauge einen faulen Zauber entfachen, sondern zugleich auch noch die Prämisse, daß zwischen fotografischem Abbild und fotografischem Motiv ein unauflösbares Band bestehe. Eine fotografische Aufnahme, die, um die Freude am Rauchen zu propagieren, ein augenscheinlich unberührtes Stück Natur zeigt, schildert zwar nicht unsere Alltagsrealität, aber doch ‘etwas’, das zumindest dergestalt für die Kamera hergerichtet worden ist. Für…

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