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Ausstellungen: Hamburg · von Michael Lingner · S. 392 - 393
Ausstellungen: Hamburg , 1993

Michael Lingner
Clegg & Gutmanns

»Offene Bibliothek«

In Assoziation mit der Kulturbehörde und dem Kunstverein in Hamburg, 10.9. – 30.10.1993

Obwohl die “Offene Bibliothek” von Clegg & Gutmann zur Ausstellung “BACKSTAGE” im Hamburger Kunstverein dazugehört, ist gerade die Kontrastierung beider Projekte erhellend. Zunächst einmal zeigt sich, daß “BACKSTAGE” dem vielversprechenden Titel nicht gerecht wird: Weder ermöglicht die Ausstellung aufschlußreiche Einblicke hinter die Kulissen des Kunstbetriebes, noch entspricht sie ihrem anspruchsvollen Programm, eine “Topologie zeitgenössischer Kunst” zu bieten. Nur auf negative Weise werden die von ihr geweckten Erwartungen erfüllt. Ungewollt wird vor allem sichtbar, wie kritisch die Lage der Kunst und ihrer Institutionen in der Gegenwart ist. Auch wenn es allein ihr zuzurechnende Defizite in der Konzeption, Organisation und Präsentation dieser Ausstellung gegeben haben mag, ist sie doch symptomatisch für das generelle Dilemma, in das jeder gerät, der schwierige, reflektierte Kunst zeigen will und dabei an den herkömmlichen Ausstellungsformen festhält.

In bekannter Weise als ein Medium ästhetischer Veranschaulichung kann die Ausstellung nur noch für solche Werke funktionieren, denen das Kunsthafte in Gestalt besonderer materialer Eigenschaften anhaftet. Dann hat das Ästhetische in einem bestimmten Gebilde seine konkrete Daseinsform und ist durch diese Vergegenständlichung direkt erfahrbar und insofern auch adäquat ausstellbar. Wo wir es indes mit einer “postontologischen Kunst” (P. Weibel) zu tun haben, die nicht mehr aus geformten Gebilden besteht, sondern erst in bewußtseinsmäßigen Prozessen entsteht, werden die Grenzen der Ausstellbarkeit erreicht. Bei “BACKSTAGE” überwiegt dieser – wie auch immer im einzelnen geartete und qualitativ zu bewertende – Typus postontologischer, ausschließlich mental sich konkretisierender Kunst. Darum…


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