Hajo Schiff
Clay Ketter
Neue Skulpturen und Bilder
Galerie Vera Munro, 19.10. – 22.12.2004
Hartfaser, Kantenblech, MDF, Pressspan, Rahmenprofil, Rigips: In Baumarktbegriffen über Kunst sprechen zu können, macht Objekte auch in edlen Galerien angenehm unprätentiös. Zugleich verschiebt es die Wahrnehmung beim nächsten Besuch im Heimwerker- oder Möbelfachmarkt: Fast zwanghaft meint man, lauter Ready-mades zu entdecken. Für solch kreative Fehlfunktionen verantwortlich ist der 1961 in Maine geborene US-Amerikaner Clay Ketter. Seit 1988 lebt der Künstler in Südschweden. Und nicht nur deshalb hat er schon oft die Materialien eines großen dort beheimateten Einrichtungshauses für seine Kunst benutzt. „Sollte nicht angesichts der Fülle der produzierten Gegenstände die Wiederverwendung an die Stelle der Erfindung treten?“ fragt Clay Ketter und zeigt seine sorgfältig komponierten Objekte und Reliefbildtafeln wie gebrauchsgesättigte Reste von Wohnungsrenovierungen. Die erste deutsche Einzelausstellung hatte die Galerie Vera Munro 2001 dem Künstler ausgerichtet, jetzt waren neben neuen zwei- und dreidimensionalen Arbeiten erstmals auch graphisch reduzierte Großfotos von in verschiedenen Grauwerten geflickten Asphaltstrassendecken zu sehen.
Doch die in Traditionen der Kunstgeschichte ebenso als Malerei zu betrachtenden, wie sich anekdotischer Phantasie nicht verschließenden Wandelemente bleiben das zentrale Thema von Clay Ketter. „Sadlyhappy“ nennt er eine neue Serie, in der Verletzungen und zur Präsentation als Bild notwendige Nagelungen mit konfettiartig auftretenden Hochglanzlackpunkten abgedeckt wurden. Dazu enthalten mehrere der Bildtafeln je zwei auf gleicher Höhe liegende Löcher: Man könnte man sich von einem Augenpaar beobachtet glauben, jeden falls wenn man geneigt ist, mit einer vielleicht übertriebenen Sensibilität auf die Spuren gelebten Lebens zu reagieren, auf die Abrisswänden vermeintlich…