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Ausstellungen: Frankfurt am Main · von Isa Bickmann · S. 254 - 255
Ausstellungen: Frankfurt am Main , 2016

Isa Bickmann
Claus Richter

»The Frankfurt Songbook«
basis e.V., Frankfurt am Main, 5.2. – 10.4.2016

Als Memento mori steht das Werk „Timekeeper“ (2011) am Anfang der Schau, die Claus Richter (* 1971 in Lippstadt) auf der gesamten Ausstellungsfläche der Frankfurter Basis eingerichtet hat. Zwei „dandyhafte Gentlemen“, wie der seit einigen Jahren in Köln lebende Künstler sie beschreibt, lehnen „unerbittlich“ links und rechts einer Standuhr und „warten, wie die Zeit vergeht“. Nachher geben zwei Metronome in Gestalt Zylinder tragender Männchen den Besuchern das Tempo vor und drohen dabei rhythmisch mit erhobenem Finger („Nanana“, 2015).

Die Ausstellung umfasst die seit 2005 und zum größten Teil nach Richters Wegzug aus Frankfurt entstandenen Werke. Sein Bildkosmos hat vornehmlich zwei Zeitquellen: die Jahre seiner Kindheit in den Siebzigern und das späte 19. Jahrhundert, dem er den Beginn unserer modernen Zivilgesellschaft zuweist, auf das sich vieles, was uns heute bewegt, zurückführen lasse. Weiterhin sind Shopping-Malls, Themenparks und Kinderwelten der Nährboden dieser Schau, in der man – gleich einem Kind in einem übervollen Spielzeugladen – zwischen Lebkuchen, Märchen und Marionetten steht und staunt. In der Kindheit erlebe der Mensch den ersten Moment des Begehrens, des Habenwollens, so Richter im Gespräch. Die behütete Generation der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, zu der auch der Künstler gehört, ist die erste Altersgruppe, die in Sorglosigkeit den Konsum für sich entdecken konnte. So steht „Der süße Brei“, der sich wie im gleichnamigen Grimmschen Märchen über eines der Flachreliefs ausbreitet, als Metapher für die Fülle an verlockenden, zum Konsum verführenden Dingen. Die Versuchungen des…



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