Claus Böhmler
Produzentengalerie Hamburg
“Book and fiche”: mit dem Ausstellungstitel sind die zwei Wege benannt, auf denen Claus Böhmler einen nach langer Zeit umfangreicheren Einblick in seine Arbeit gibt; gleichzeitig die beiden Arbeitsprodukte, die Zwischenstationen seiner künstlerischen Auseinandersetzung festhalten.
Im Ausstellungsraum: zwei Tische. Zunächst eher eine Rauminstallation, dann aber auch Arbeitsplatz, denn auf dem einen steht ein eingeschaltetes Bildlesegerät, dabei liegt zum Gebrauch ein Mikro-Fiche (Postkartenformat, Titel: “Blätter für Licht- und Tonbildner als Farbpapierschnitte”, 1981). Was nun als mehrfarbige, hartkonturierte Zeichnung auf dem Schirm in unterkühlter Distanz ablesbar wird, ist als Papierschnitt ausgewiesen. Der Fiche als Relikt einer möglichen Austeilung, als spielerische Verweigerung? Nein, wenn ich an Böhmlers erste Katalogseite zum Kölner Kunstverein ’76 denke: “The medium is the message”. Nebenan im Galeriebüro werden mir die 60 Papierschnitte erst nach ausdrücklichem Verlangen vorgelegt. Sie bleiben in ihrem ästhetischen Eigenwert zurückgehalten. Ihre Technik: die schwarz-weiße Linienzeichnung (wenige Originale hängen im Büro) wird auf unterschiedlich farbige Blätter abgelichtet, diese werden dann mit dem Messer geschnitten und die Farbteile rekonstruktiv zu einem Blatt montiert. Der in der Zeichnung skizzierte Prozeß wird durch diesen Gestaltungsprozeß lesbarer, die Reflexion des Mediums wird technisch eingelöst.
Das Copy-Buch auf dem zweiten Tisch (DIN A 4, schwarz-weiß, Titel: “Blätter für Licht- und Tonbildner”) ist ein begleitendes Ergebnis der Selbstvergewisserung in Böhmlers freibeuterischer Medienpraxis.
Jürgen Vorrath