Renate Puvogel
Claudia Schmid
Galeria Carini, 26.11.1988-Januar 1989
Es ist nicht gerade alltäglich, daß eine junge Künstlerin ein Stipendium dazu benutzt, sich quasi in die Einsiedeleizurückzuziehen. Die 1956 in Köln geborene Bildhauerin Claudia Schmid, Absolventin der Düsseldorfer Akademie bei Heerich, Partenheimer und Schwegler, hat soeben einen einjährigen Aufenthalt finanziert vom DAAD inmitten der Chiantiberge beendet und will sich nun an ihrem Geburtsort als freie Künstlerin niederlassen. Bevor sie mit Sack und Pack, was bei der rein manuellen Fertigung von Holzskulpturen heißt mit dem Handwerkszeug einer Schreinerin, die Rückreise antrat, führte sie die Früchte ihrer Arbeit in der Galerie Carini dem in Sachen aktuelle Skulptur nicht eben geübten Florentiner Publikum vor.
Was die deutsche Künstlerin da präsentiert, legt bereits Zeugnis ab von einem überzeugenden gedanklichen Konzept und präzisen formalen Gestaltungsvermögen. Bereits gegen Ende der Akademiezeit kündigte sich ihr Interesse daran an, den Körper gegenstandsnaher, stelenförmiger Skulpturen aufzubrechen. Zunächst ging es lediglich darum, einen Hohlraum, der noch kein Innenraum war, zu schaffen.
Inzwischen haben sich die Skulpturen zu voluminösen, hohlen Baukörpern gewandelt; deren Besonderheit speist sich ausdrücklich aus dem ambivalenten Verhältnis zwischen der überblickbaren, plastisch-tektonischen Schale und dem nicht restlos einsehbaren Innenraum. Boden und Decke sind durch Stützen wie bei einem Saiteninstrument zu einem flachen, unregelmäßigen Resonanzkörper voneinander getrennt, und rundherum mit Platten und einem gleichmäßigen Rasier senkrechter Leisten teilweise so geschlossen, daß man den Innenraum aus der Nähe gerade eben abschätzen kann. Je nach Richtung und Intensität des einfallenden Lichtes kommt es in dem kleinen Gehäuse /.u Lichtbrechungen und -Überschneidungen; die Streben werfen sich kreuzende…