Claudia Posca
Claude Viallat
»Der Stoff der Malerei«
Stiftung Situation Kunst, Bochum, 7.9.2013 – 12.1.2014
Während Kunst und Kritik darüber rätseln, was denn eigentlich tatsächlich der von der Bochumer Situation Kunst heuer mit einer umfassenden Solo-Ausstellung präsentierte, 1936 in Nimes geborene Claude Viallat male – die Rede ist von kartoffelartigen Gebilden, von Amöben, gar Knochen – liegt die Sache für Bernard Ceysson ganz klar auf der Hand. Die Form, so schreibt er im Ausstellungskatalog der Kölner Krings-Ernst-Galerie 2007: „scheint aus der Verschmelzung, aus einer radikalen Metamorphose eines Frauenkörpers und eines Stierkopfes, quasi eine Tochter von Minos und Pasiphae , hervorgegangen zu sein, so als vermehre sie sich von selbst, wie in einer Arena aus Stoff, während eines mythischen Stierkampfs, bei dem der Künstler in einer unmittelbaren, eindrucksvollen Konfrontation der Malerei begegnet.“
Aha -, nicht mal schlecht, wenn man`s blumig mag oder davon überzeugt ist, dass der sprachliche Lasso-Wurf zur Vereindeutigung einer an und für sich ziemlich neutralen Form, wie sie Claude Viallat seit Jahrzehnten im seriellen Verbund nutzt, nur als „Alptraum“ (Pierre Wats) für jeden Kunsthistoriker enden kann.
Allerdings: Claude Viallat selbst ist geblümter Stofflichkeit gegenüber nicht abgeneigt. Schließlich sieht man vor Ort auf zwei Etagen ziemlich konkret und vom Künstler ganz offensichtlich gern beschworen, im exaltierten Zugriff auf den Facettenreichtum von Möbel- und Modestoff, von der Zeltplane bis zum (Sonnen-)Segel, des Öfteren mal die Gerbera genauso wie die Rosenblüte auftauchen. Mit zig anderen Stoffen und Stofflichkeiten aus dem Alltag buntschillernder Kostüm-, Konsum- und Kaufwelten stellen sie wunderbare Malgründe für eine Malerei, deren…