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Titel: Fiktion der Kunst der Fiktion · von Hans-Jürgen Hafner · S. 184 - 187
Titel: Fiktion der Kunst der Fiktion , 2010

Hans-Jürgen Hafner
Claire Fontaine

»Die Raffinierten«

Claire Fontaine – „Change“ in der Galerie Neu, Berlin.
Vom 12. Juli bis 23. August 2008

Nein, kein Grund zur Unruhe, es gibt sie doch immer noch: jene seltene, handverlesene Klientel, um die es zu werben lohnt! Es gibt das Publikum, dem Kunst mehr ist als ein paar schicke Gegenstände, schnöder Tand zur Wohnungsverschönerung; ein Publikum, das stattdessen vif genug ist, am Ende aller Illusionen Kunst als Kunst zu verehren. Das ist keine geringe Qualifikation. Der finale Betrachter muss so aufgeklärt sein, all jenen mythischen Versprechungen, die gemeinhin an die Idee „Kunst“ geknüpft sind – man denke nur an ihre Schönheit, Wahrheit, Güte oder je nach Gusto sinnliche, intellektuelle und immer auch moralische Superiorität – aus vollem Herzen bereitwillig nachzugeben, sich also willentlich der Verführung zum tautologischen Argument zu ergeben, demzufolge Kunst deshalb so besonders ist, weil sie sich eben als Kunst behauptet. Genau das ist die exklusive Kundschaft, die man braucht: gleichzeitig abgebrüht-skeptisch und doch motivationsfähig geblieben. Geister, die nicht etwa dem populären Irrtum anhängen, dass bloß, weil etwas gemalt sei – ganz egal ob die besonders virtuose Umsetzung einer besoffenen Wirtshausszenerie oder das zwar halbabstrakt hingerotzte, dennoch heroische Schlachtenpanorama – dies per se schon für künstlerische Relevanz einstehen würde. Die wahre, gute und schöne Klientel liebt das Kunstwerk nicht weil und nicht obwohl es einem Genre zugehörig ist. Sie liebt es einfach. Für diese Handvoll Kunden wären der avancierte Künstler, der progressive Kunstvermittler beinahe zu töten gewillt.

Diese seltene, handverlesene Zielgruppe ist – wir ahnen es längst…


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von Hans-Jürgen Hafner

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