Renate Puvogel
Claes Oldenburg – An Anthology
Solomon R. Guggenheim Museum, 6.10.1995 – 14.1.1996
Kunst- und Ausstellungshalle, Bonn, 23.2. – 12.5.1996
Hayward Gallery, London, 6.6. – 19.8.1996
Nicht ohne Grund schmückt das “Giant Soft Drum Set” von 1967 den Katalog, ein voluminöses Bilder-Buch in ‘Softcover and Hardcover-Version’ ($49.95 bzw. $75.00): Claes Oldenburg hatte das Instrumenten-Ensemble für eine internationale Skulpturenausstellung im Guggenheim Museum 1963 konzipiert, weil die schräg gequetschten Rundungen der Jazztrommeln die Spiralwindungen des Ausstellungsareals imitieren. Nun erhält Oldenburg seine erste große, durch Amerika und Europa wandernde Retrospektive mit rund 200 Zeichnungen, Collagen und Skulpturen von 1958 bis heute. Mit Staunen und Vergnügen schreitet man Oldenburgs skurrile, intelligente Verballhornungen alltäglicher Utensilien ab. Die schiefen Ränge eignen sich bekanntlich insbesondere für plastische Arbeiten, die ansteigende Rampe für deren chronologische Ausbreitung. Der angebaute Tower bietet Platz für Filme, Videos, die “Giant Pool Balls” und eine Ansammlung von Modellen der Außenskulpturen. Oldenburgs letzte Großskulptur “Shuttlecock” in Softversion von 1994 heißt die Besucher willkommen: Gestikulierende Ranken reichen ihnen ihre ausgreifenden Palmwedeln von der Balustrade herab entgegen. Aber Oldenburg wäre nicht der listige Zauberer, wenn sich die gefiederten Blätter im milchigen Farbton der Wände nicht letztlich als schlaffe Flügel eines Federballs entpuppten. Konservatorische Gründe werden maßgeb-lich gewesen sein, daß man ansonsten fast alle Skulpturen in die Kojen verbannt hat und sie nicht gelegentlich wie lästige Stolpersteine in den Weg gelegt hat.
Denn die Straße war für Oldenburg die erste Inspirationsquelle: Als der gebürtige Schwede im Jahre 1956 von Chicago nach Downtown, Manhattan, übersiedelte, reagierte er zunächst auf das ernüchternde…