Circles
Auf Vernissagen ist es eigentlich immer das wichtigste Thema: Wer mit wem, warum und mit welchem Ziel? Die ausgestellten Werke geraten bei solchen Gesprächen natürlich gern ins Hintertreffen. Denn Seilschaften, Beziehungen und Kontakte sind der Motor im Betriebssystem Kunst. Für Soziologen ergibt sich mit der überschaubaren Kunstszene ein interessantes Experimentierfeld, zumal sich viele jüngere Künstler in ihren Arbeiten mit den Produktionsbedingungen und Mechanismen des Kunstmarkts auseinandersetzen. Das Ausstellungsprojekt “Circles – Individuelle Sozialisation und Netzwerkarbeit in der zeitgenössischen Kunst”, das vom ZKM in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Siemens Arts Program von September 2000 bis Mai 2001 realisiert wurde, traf somit die Fragen der Zeit.
Christoph Keller hatte als “Curator-in-Residence” fünf verschiedene Künstlerkreise aus Genf, Frankfurt, Los Angeles, Glasgow und Berlin eingeladen, ihre Arbeiten in Gruppenausstellungen mit entsprechendem Begleitprogramm zu präsentieren. “Mein kuratorischer Ansatz war (…) geprägt von dem Wunsch, die Selektion größtenteils auszuschalten, möglichst wenig zu intervenieren. In diesem Sinne ist auch die Bezeichnung dieser Aufgabe als “kuratorisch” nicht ganz stimmig, da hier weder selektiert (die Konstellationen haben sich weitgehend “von selbst” ergeben) noch interveniert (die Ausstellungskonzepte wurden von den Künstlern selbst erarbeitet und nach diesen Plänen ohne größere Korrekturen durchgeführt) wurde”, berichtet Keller. Entsprechend pluralistisch präsentierte sich das Ergebnis, das von einem gemeinschaftlichen Installationsprojekt, über eine improvisierte Ausstellung bis hin zu einer gemeinsam verbrachten “Kreativ-Woche” auf einer griechischen Ferieninsel reichte. Mehr als ein Jahr später liegt nun mit dem Buch “Circles – Individuelle Sozialisation und Netzwerkarbeit in der zeitgenössischen Kunst” die Dokumentation des Ausstellungsprojekts vor.
Wer jedoch die Hoffnung hegt, darin…