Stuttgart / Hamburg / Antwerpen
Cindy Sherman
Anti-Fashion
Staatsgalerie Stuttgart 21.04.– 10.09.2023
Deichtorhallen / Sammlung Falckenberg, Hamburg 07.10.2023 – 28.02.2024
FOMU – Fotomuseum Antwerpen 27.09.2024 – 02.02.2025
von Johannes Meinhardt
So sehr die Werke von Cindy Sherman sich seit 1975 verändert haben, vor allem in Reaktion auf allgemeine gesellschaftliche Tendenzen, affektive Figuren und Phantasmata des sozialen Begehrens, so sehr hat Mode sie von Anfang an in immer neuen Werkgruppen beschäftigt. Wenn eine zentrale Fragestellung von ihr die Frage nach der Verfertigung und Selbstverfertigung des weiblichen Selbst im Rahmen historischer, gesellschaftlicher und sozialer, zum Teil auch klassenspezifischer Nötigungen und (medialer, phantasmatischer) Angebote ist, ist Mode ein Königsweg zur Erforschung dieses Feldes; ein Weg, der viel direkter als die Bilder der Kunstgeschichte oder die Herstellung affektiv wirksamer ,anstößiger‘ Bilder in das gesellschaftliche, medial erzeugte und vermittelte Imaginäre der Weiblichkeit stößt. In der Mode überschneiden sich ein spezifischer Bereich der Produktion seltener Waren mit fetischartigen Waren, deren Materialität und Gebrauchswert in ,immateriellen Ökonomien‘ völlig verschwindet: einer Ökonomie des sozialen Status, einer Ökonomie der Anerkennung (durch ,Geschmack‘ vermittelt), und einer Ökonomie des Begehrens-Wertes – einer Ökonomie nicht des eigenen Begehrens, nicht einmal des Begehrt-Werdens, sondern des Begehrenswert-Seins.
Während die frühen Arbeiten mit direktem Bezug zur Mode offensichtlich Spiele mit der Denunziation der Konventionen und des Frauenbildes der Modezeitschriften sind – und hier sind die vier Gruppen der ,Cover Girls‘ von 1975 besonders einschlägig, in denen sie in jeweils drei Schritten die Cover von Magazinen so veränderte, dass die harmlosen, konventionellen Präsentationen der Covergirls gewissermaßen zur Kenntlichkeit entstellt werden (die Fotos…