Dominique von Burg
Cindy Sherman
»Untitled Horrors«
Kunsthaus Zürich, 6.6. – 14.9.2014
Schon als Teenager verkleidete sich Cindy Sherman gerne als alte Frau. Die Passion entwickelte sie zur Methode und ging unter Verwendung ihres eigenen Körpers und der Kamera existentiellen Fragen nach. Dies führte sie zu ihrem ersten grossen Erfolg mit der 1977-1980 entstandenen Serie der „Untitled Film Stills“. Für die kleinformatigen, mit Selbstauslöser erstellten Schwarz-Weiss-Fotografien hatte sie sich alle möglichen Frauenrollen aus dem Film noir und den B-Movies der Fünfziger- und Sechzigerjahre anverwandelt. In der zehn Jahre später entstandenen Serie der „History Portraits“ fokussierte sie auf die Rolle der Frau in der Kunstgeschichte. Diese Aufnahmen sind aus unserem kulturellen Gedächtnis gespeist. Nachdem Cindy Sherman (*1954) so sämtliche, meist weiblichen Rollenspiele durchdekliniert hatte, stellte sie in der neueren „Society-Porträt“-Serie mit viel Humor den von Botox und kosmetischer Chirurgie begleiteten Alterungsprozess der Reichen und Schönen bloss.
Die grosse Zürcher Überblicksschau mit 110 Werken ist als kaleidoskopartige Gesamtinstallation konzipiert und zu frei gemischten Gruppen zusammenwürfelt. Darin hebt sich die in Zusammenarbeit mit dem Astrup Fearnley Museum, Oslo und dem Moderna Museet in Stockholm entstandene Ausstellung von der chronologisch aufgebauten Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art von 2012 bewusst ab. Diese hatte die beunruhigendsten Fotos weitgehend ausgeklammert, während hier — ganz im Sinne von Cindy Sherman — die existentiellen Aspekte und das Abgründige im Zentrum der Präsentation stehen. Die Saalmitte wird von einem aufgefalteten, theaterähnlichen Raum mit einem neuen fotografischen Fresko beherrscht, der etwas ratlos lässt. Seine Wände sind mit Landschaftstapeten und davor positionierten…