PETER WEIBEL
Chronokratie
EIN GESPRÄCH MIT BIRGIT RICHARD
PETER WEIBEL: geboren 1944 in Odessa, lebt in Karlsruhe. Studien der Literatur, Medizin, Logik, Philosophie und des Films in Paris und Wien. Dissertation über mathematische Logik (Modallogik). 1982 – 1985 Professor für Fotografie an der Gesamthochschule Kassel; 1984 – 1989 Associate Professor for Video and Digital Arts, Center for Media Study, State University of New York at Buffalo; 1989 – 1994 Direktor des Instituts für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt/Main; 1984 – 1998 Professor für visuelle Mediengestaltung an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien; 1986 – 1996 Künstlerischer Berater und seit 1992 künstlerischer Leiter der Ars Electronica in Linz; seit 1993 Österreichs Kommissär der Biennale von Venedig; 1993 – 1997 Künstlerischer Leiter der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz; seit 1999 Vorstand des ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
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Birgit Richard: Ich beginne mit einer Frage zum neuen Erscheinungsbild des ZKM, zum Logo und seiner Beziehung zur Zeit, bzw. zur Beschleunigung. Ist das gesamte Layout – auch von Plakat und Folder für die Ausstellung Video-Cultures als Zeichen von Beschleunigung, Immaterialisierung und Entkörperlichung zu sehen?
Peter Weibel: Das kann man genauso sehen, denn wir haben uns entschlossen, einen Maschinencode zu nehmen. Der ASCII-Code ist der internationale Standard für das Netz und dies kann man ja als das Medium für Simultaneität benennen. In der Echtzeit-Kommunikation hat man die Möglichkeiten durch einen visuellen Code, der eindeutig vom Netz abgeleitet ist, darauf hinzuweisen, dass es ein visuelles Differenzempfinden für Simultaneität, Beschleunigung, etc. gibt, das man…