Claudia Posca
Christoph Rütimann
Westfälischer Kunstverein Münster, 8.4. – 4.6.1995
Schon im Treppenaufgang zum Westfälischen Kunstverein Münster beginnt die Ausstellung des Schweizers Christoph Rütimann, der spätestens seit seinem Beitrag auf der Biennale Venedig 1993 zu den bekannteren Schweizer Künstlern seiner Generation zählt. Rütimann wurde 1955 geboren und arbeitet jenseits abbildlicher Gegenständlichkeit in unterschiedlichen Medien. Neben der Malerei zählen hierzu ebenfalls Zeichnung, Skulptur, Installation, Fotografie und nicht zuletzt Performances. In seiner Münsteraner Ausstellung stellt er eine Vernetzung unterschiedlicher Medien in einer auf den genius loci des Ortes bezogenen Installation vor.
Ein Bilderfries geleitet den Besucher zum Eingang der eigentlichen Ausstellung Rütimanns, um sich dort im Innenraum fortzusetzen. Bestehend aus unterschiedlich großen, im Höhenmaß jedoch gleichen Rahmen, präsentiert das Bilderband dicke, und als solche erkennbare Papierbögen. Darauf kriecht eine schwarze Linie, die durchgängig auf jedem Bildsegment an gleicher Stelle mittig im Bildfeld zu entdecken ist. Sie läßt die vielteilige Struktur des Bilderfrieses vergessen, homogenisiert und vereinheitlicht die Bildträger. Hinter dem Rahmen wie durchgehend verlaufend, ignoriert diese zunächst höchst graphisch, nach intensiverem Studium jedoch malerischer wirkende Linie die ihr vom Präsentationsmaterial gesetzten Grenzen. Mit andauernder Präsenz macht sich die Spur gewissermaßen selbständig und verlebendigt damit trotz eigener Gleichförmigkeit die Vielfalt von Form und Maß der Bildrahmen. Zwischen dem Schein einer Ganzheit und dem Sein der Fragmente unterscheiden zu wollen ist nicht möglich. Einzig die Irritation dazwischen bzw. die Akzeptanz des Ambivalenten ist dem Betrachter vergönnt.
Zudem ist der Charakter des Bilderfrieses zwischen Bildpräsentation und Rauminstallation ebenfalls mehrdeutig. Denn indem man der Linie folgt und die nahtlos aufeinanderfolgenden…