Die Villa Tobler ist eines jener Häuser, das – seine besten Tage schon längst hinter sich – auf den Abbruch wartet. In exklusiver Lage am Hang oberhalb von Zürich gelegen, diente das ehemalige herrschaftliche Haus zuletzt als Unterkunft für das Personal einer Fast-Food-Kette und wurde – quasi in seinen letzten Tagen – zum Kunstraum umfunktioniert. Christoph Rütimann hat den Außenmauern des Gebäudes jene 46,69 Meter lange unendliche Schlaufe aus Stahlrohr eingeschrieben, die er schon vor drei Jahren in der Shedhalle zeigte und die ihren Umriß einer Reißbrettspielerei verdankt: Der Verlauf der Schlaufe wird von den Grenzen eines fiktiven Würfels und einer fiktiven Kugel bestimmt, die einander einbeschrieben sind. Würfelkanten und Kugelhülle sind dabei die einzigen Konstanten einer Versuchsanordnung, in deren Grenzen der Verlauf der Schlaufe ohne weitere Berechnungen stattfindet.
Während jedoch die Shedhalle-Installation in einem “freien” Raum aufgebaut wurde, mußte sich Rütimann in der Villa Tobler mit weitaus einschneidenderen architektonischen Gegebenheiten auseinandersetzen. Denn das Gebäude mit seinen Dutzend Zimmern, dem Keller, den Treppenaufgängen und dem Dachstock, den trennenden Mauern, den Einbauschränken, den Badezimmerarmaturen und der Kücheneinrichtung formulierte eine ungleich komplexere Aufgabe als der großzügige, “unbegrenzte” Ausstellungsraum in der Shedhalle. Rütimann ließ also zuerst die Architektur des Gebäudes mittels Computer digitalisieren und errechnete mit einem CAD-Programm die Bohrlöcher für seine unendliche Schlaufe. Auch wenn sich die Stahlrohre nun durch das ganze Haus ziehen, blieben die Eingriffe an der Bausubstanz geringfügig, die Mauern weitgehend unverletzt.
Dennoch formuliert Rütimanns Schlaufe eine konfrontative künstlerische Haltung und stellt sich der gegebenen Architektur durch ihre zur Schau getragene…