Aus roten Winkeln
Christoph Freimann
Christoph Freimann hat seine Skulpturen aus Winkelstahl in eine expressive Richtung weiterentwickelt. Glichen seine Arbeiten in den späten 70er Jahren teilweise seriellen Versuchsanordnungen (vgl. Kunstforum 28), so präsentieren sie sich jetzt als freie, scheinbar durch keinerlei Gesetzmäßigkeit mehr kontrollierte Kompositionen. Die “Bausteine” seiner Kunst hat der 45jährige Stuttgarter beibehalten: Immer noch arbeitet er mit Winkelstählen. Doch statt mit gleichen Teilen zu operieren, vereint er nun verschieden lange Winkelstäbe zu lockeren Bündeln, wie in der 1980 entstandenen Skulptur “große römische”, setzt kurze Stücke gegen gedehnte, ändert auch die Proportionen der Winkelschenkel bis hin zu extremen Gegensätzen. Freimann verwendet nicht mehr ausschließlich genormtes Material von gleicher Schenkellänge, sondern sein Winkelstahl kann in seinen jüngeren Arbeiten auch eine Platte mit einem im rechten Winkel seitlich angesetzten Steg sein, so daß ein extremes Ungleichgewicht entsteht zwischen den beiden Schenkeln. Diese Platten (die genau genommen keine Winkeleisen mehr sind) fungieren gleichsam als kompositorische Puffer im Hin und Her der Richtungen und Bewegungen innerhalb der Skulpturen Freimanns. So baut Freimann Gebilde im Raum, die jenen gemalten Flächenkompositionen entsprechen, die Malewitsch “Dynamischen Suprematismus” nannte. Für die Dynamik in Malewitschs Bildern sind neben der Komposition, den Verhältnissen zwischen Flächen und linearen Elementen die Primärfarben verantwortlich. Auch in Freimanns Skulpturen spielt die Farbe eine entscheidende Rolle: Einheitlich brandrot sind sie allesamt lackiert. Damit erzeugt Freimann einen werkimmanenten, die Spannung steigernden Widerspruch zur konstruktivistischen Kantigkeit der Stahlelemente. Die Intensität des roten Farbtons und die spezifische, nämlich glänzende Oberflächenbeschaffenheit lösen die Konturen der Skulpturen auf. Damit wird…