Karlheinz Schmid
Christoph Freimann
Galerie Schönewald, 7.11.-20.12.1989
Eugen Gomringer hat es wieder auf den Punkt gebracht: “Stell dir die Freiheiten von Christoph Freimann und die Begrenzungen vor, die er sich auferlegen muß.” In der Tat scheint sich der schwere Stahl, meist gebündelt, jedenfalls rhythmisch geordnet, zu bewegen – nach links, nach rechts, nach oben, nach unten, in den Raum, zurück in die Fläche. Dabei wird Freiraum besetzt, aber auch schon besetzter Raum erobert. Eine behutsam kultivierte Grenzgängerei.
Die läßt sich, wie die Ausstellung neuester Freimann-Arbeiten in der Galerie Ursula Schönewald beweist, im wesentlichen auf den konsequenten Einsatz der Farbe zurückführen. Christoph Freimann, mittlerweile in Offenbach zu Hause, hat sich für ein gesättigtes, nicht allzu leuchtendes Rot entschieden, das den Skulpturen einerseits eine weitreichende Aura gibt; andererseits wollen sie offensichtlich eine derartige Aura eher sprengen und sich, quasi blitzschnell, vom Sockel stehlen.
Dann stoßen diese mitunter handlichen, bisweilen raum- und großraumgreifenden Arbeiten auf jene Begrenzungen, die Gomringer sieht. Es handelt sich unter anderem um das architektonische Umfeld, denn jede dieser Skulpturen läßt ihre Herkunft aus der Architektur ahnen. Die Kanten eines Würfels oder eines anderen Körpers, mögen sie noch so unterschiedlich lang geschnitten und verteilt sein, fügen sich im Kopf des Betrachters zusammen – und erzeugen eine real nicht mehr vorhandene Größe, die sich zwangsläufig mit der tatsächlich plazierten Form einen spannenden Dialog leistet.
Mannheims Kunsthallen-Direktor Manfred Fath weist denn zu Recht auf die mentale Heimat der Freimann-Skulp- turen hin: Sie sind “ohne die Vorbilder der Konkreten Kunst nicht denkbar”. Dieses Erbe, so scheint es, kann…