Hajo Schiff
Christoph Faulhaber
»Guantanamo Allocation Center«
Hafencity Hamburg, seit 28. 8. 2009
Irritation vor dem Bauschild: „Das kann doch nicht sein!“, sagen die Passanten und „ … dann kommen die alle hier her!“. Zwischen schicken Neubauten und alten Klinkerspeichern in der Hamburger Hafencity steht das Schild. Mit offiziellen Logos und in englischer Sprache wird verkündet, hier würde ein Auffanglager für die Häftlinge von Guantanamo Bay gebaut. In seriösem Dunkelgrau erläutert die Bautafel des GAC, dass die Freie und Hansestadt Hamburg dankenswerterweise als erste zugestimmt habe, Personen aus dem US-Militärgefängnis Asyl zu bieten. Neben der durch unbebaute Aufschüttungen führenden neuen Shanghai-Allee scheint dies etwas abgelegen, aber für ein Provisorium passend. Paradoxerweise lässt die Bauskizze vermuten, der Bau würde auch nicht anders aussehen, als die Container im Lager auf Kuba. Der erste hier aufgestellte Holzcontainer hat tatsächlich die Ausmaße einer Verhörzelle, wie es sie in Camp X-Ray in Guantanamo gibt – aber das können die Passanten nur ahnen. Ein Foto eines solchen Holzverschlags diente dem Künstler Christoph Faulhaber als Vorbild.
Der in Hamburg lebende Künstler hatte vor diesem von der Stadt geförderten Projekt im öffentlichen Raum seine erste Einzelausstellung im April bei der artfinder Galerie in der Admiralitätstraße. Da wurde mit Dokumenten, Fotos und Videos klar, mit welchem Einsatz Christoph Faulhaber seine politische Kunst betreibt, gleich ob er den Kontrollwahn anprangert, die Ausweitung von Immobilienmaklern aus Florida auf die zukünftige Boomtown Havanna simuliert oder die Forderungen um Guantanamo weiterdenkt. Stets geht er von der Realität aus und schreibt sie künstlerisch nach vorne fort –…