HANS-JÜRGEN HAFNER:
Christoph Büchel
Close Quarters
Kunstverein Freiburg, 19.6.-8.8.2004
Den besten Überblick über Christoph Büchels “Close Quarters” hat man von oben, von der umlaufenden Empore des Kunstvereins aus. Doch nicht einmal da wird es möglich, sich einen Gesamteindruck von der Totalverwandlung zu verschaffen, die der Künstler detailverliebt in Foyer und Hauptraum des Hauses vorgenommen hat. Gleich hinter dem Haupteingang geht´s nämlich los mit der Illusion: Filzboden, ein grünlich fader Anstrich, Telefonbox und Getränkeautomaten – so hat man den Kunstverein nicht in Erinnerung. Das sieht zwar nach öffentlichem Bau aus, atmet aber eher Verwaltungstristesse. Doch die große Überraschung kommt erst noch. Ans Foyer schließt eine von Holzeinbauten weitgehend verstellte Turnhalle, ausgestattet mit allerhand an die Wände geschobenen Requisiten (Matten, Turngeräte und vor allem die obligatorischen Bodenmarkierungen – im Vergleich zum Foyer wirkt alles auffällig neu!) an. Und, nach und nach, im neugierig tastenden Eindringen in die Raumsituation erschließt dieses Setting seinen Sinn. Diese “Close Quarters” sind eine Architektur aus kleinen Kojen, standardisierte Wohneinheiten mit Stockbetten, Kühlschrank, Tisch und sonstigem, schäbigen Gebrauchsmobiliar; die Turnhalle beherbergt also ein von den Bewohnern offensichtlich verlassenes Auffang- oder Zwischenlager. Die einzelnen, teilweise begehbaren, teils verschlossenen Kabinen zeigen individuelle Züge, lassen dabei vielerlei Rückschlüsse auf Alter, Geschlecht, auf Nationalitäten aber auch auf Vorlieben und Neigungen ihrer Bewohner zu. Irgendwo in einer dieser Behausungen spielt Musik. Über dem ganzen Szenario hängt ein Mief aus Armut, aus alten Klamotten und verdorbener Nahrung. Die Atmosphäre ist vielleicht am ehesten klamm, trotz Fülle der verstreuten Zeichen seltsam entleert, geisterhaft zu nennen. Hier könnten…