Johannes Meinhardt
Christoph Andres
Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart, 26.4. – 14.6.1995
Christoph Andres’ (geboren 1958) Photoarbeiten sind bildliche Reflexionen über die wesentliche und konstituierende Doppeldeutigkeit von allem, was Bild ist: nämlich materieller Körper, Papier oder Leinwand, und zugleich mentales Bild zu sein – das sich aber wie eine Wahrnehmung, in Analogie zum Wahrnehmungsbild zu sehen gibt. Diese Doppeldeutigkeit wurde seit den sechziger Jahren, seit den Minimal Paintings, in immer neuen Anläufen analysiert und bearbeitet. Der widersprüchliche, aber hartnäckige und unauflösbare Zusammenhang von Bild und Körper (der nicht nur `Träger’ des Bildes ist) im Photo, im Gemälde oder in der Zeichnung wird dadurch eher verunklart, daß er in den sechziger Jahren positivistisch als Gegensatz von realer Fläche und illusionärem Raum verstanden wurde, oder noch simpler als Gegensatz von Zwei- und Dreidimensionalität. Die Photos von Christoph Andres spielen mit den unterschiedlichsten Phänomenen des optischen Umschlagens, die sich aus diesem Gegensatz – quasi von selbst – ergeben. Sie benützen optische Doppeldeutigkeiten, die ebenso dem widersprüchlichen Status der Photos entspringen, die er in seiner Ausstellung präsentiert, wie dem der Zeichnung oder der Malerei, die er als Sujets seiner Photos verwendet.
Von den 12 ausgestellten Arbeiten, die fast alle 1995 hergestellt wurden, sind 10 Bromsilberdrucke in Eisenrahmen, montiert in große Passepartouts, und 2 Leuchtkästen mit Schwarz-Weiß-Großdias – das Sujet aber ist jeweils, in seiner Konstellation mit weiteren Behältern oder Trägern variiert, das Oberteil einer Verpackungsröhre aus Karton, wie sie für den Versand von Drucken oder Papierarbeiten allgemein benützt wird; in dieses Oberteil ist eine meist sehr kurze Papier- oder…