SUSANNE BOECKER
Christof Zwiener
Galerie Frehrking Wiesehöfer, Köln, 12.9. – 18.10.2003
Daseinsschwere in Deutschland. Die Industrie kränkelt dahin, die Arbeitslosenzahlen wollen nicht sinken. Mit verzweifelter Hingabe wird an Reförmchen gebastelt, während im Gegenzug mit eiserner Vehemenz Pfründe verteidigt werden. Und die Kulturindustrie? Mühselig plagt sie sich ab, vor der sich dramatisch verschiebenden Prioritätenskala der Vergabe öffentlicher Mittel ihre Daseinsberechtigung zu behaupten. Man kämpft um die Wahrung des Bestehenden. In diesem Klima Kunst zu machen, ist nicht leicht. Aber auch nicht unmöglich und eigentlich vielleicht sogar besonders spannend, bietet sich doch hier die gewissermaßen historische Chance, entgegen den eingespielten Regeln des Betriebs zu arbeiten. Zum Beispiel die autoritäre Tradition der avantgardistisch-selbstbewussten Setzungen einfach mal hinter sich zu lassen und in diesem Vakuum eine spielerische Unbeschwertheit zu entdecken.
Zu spüren ist dieser neue Zeitgeist beispielsweise in den Arbeiten von Christof Zwiener. Seine erste Einzelausstellung bestreitet der 1972 Geborene mit einer 3 x 9 Meter großen Rauminstallation. Keine dieser inzwischen Usus gewordenen chaotischen Materialschlachten, sondern ein minimalistisches Konstrukt, bestehend aus nichts als mit Klebestreifen zwischen Boden und Decke gespanntem Garn. Mit den Fäden in den Galerieraum gezeichnet hat Zwiener zwei Räume aus der Wohnung seiner Eltern. Küchentisch, Bank, Kühlschrank, Herd, im Wohnzimmer das Fernsehtischchen, auch die Bilder an den Wänden. Alles steht an seinem Platz, der nach erinnerten Proportionen vermessen und mit den gespannten Fäden nachgezeichnet ist.
Allerdings beschreiben die Fäden nicht unbedingt jene Raumordnung, die man als “normaler” Benutzer oder Betrachter wahrnimmt. “Zwei Räume und die Unorte von 1975 oder 1976”, so der Titel der Arbeit,…