Heinz-Norbert Jocks
Christof Kohlhöfer
»Made in Hollywood«
C010-Galerie, 9.3. – 15.4.1990
Am Ende stehen Post-Pop-art-Collagen: Sie sind nicht das Ziel, sondern ergeben sich zwangsläufig aus raffinierten Bildideen. Gern verwendet Christof Kohlhöfer dabei bereits bedrucktes oder mit Handschrift bedecktes Papier: Rechnungen, Quittungen und Geschenkfolie, gebrauchte Briefumschläge, kitschige Weihnachtskarten und einfache Lebensmitteltüten, gemusterte wie einfarbige, geschnittene wie gerissene, große wie kleine Papierreste, hintersinnig ins Bildgeschehen einbezogen. Hinter Plexiglas gerückt, das Schatten wirft, wirkt diese Recycling-Art stets ironisch, nie zugemalt oder luftdicht-phantasietötend. Als wenn er ein Zuviel an Ordnung haßt, vermeidet er es, auf Stoß zu kleben, die Papiere zu einem Rechteck zusammenzufügen. Durch collageartige Parzellierung verhindert Kohlhöfer Monumentalität, drückt er aus, wie wichtig es ihm ist, daß Bilder verändert, überklebt und bekleckst werden können, auch noch nach ihrer eigentlichen Fertigstellung. Die Marginalien sorgen behutsam für kammermusikalische Intimität. Wenn er überlegt, welche Papiere wie zusammenpassen, geht es ihm nie um das perfekteste aller möglichen Bilder. Aus der Verwendung breiter Klebebänder, die diverse Papierreste aus dem Alltag zusammenhalten und in unvermutete Beziehungen setzen, macht er keinen Hehl. Sie springen mehr ins Auge als die unter einem Netz aus grünen Linien versteckten, aufgerasterten Panzer, die, wie eine Duftwolke aus dicht gesetzten, gezeichneten Flakons aufsteigend, bedrohlich auf eine rote Figur zurollen.
Natürlich geht es Kohlhöfer mit seinem Interesse an modernen Alltagsmythen, Comicstrips und Werbung um subtile Kommentierungen gesellschaftlicher Phänomene. Deutlich wird das, wenn er dem gleichen Bild bekannte Figuren wie Mickey und Minny Mouse als drolliges, übergroßes Paar einverleibt, das in dieser Horrorszene jagender Panzer ein bloßes Spiel ohne erkennbare…
