Annelie Pohlen
Christine und Irene Hohenbüchler & Gilbert Bretterbauer
»…in circles…«
Ausstellungshalle Zeitgenössische Kunst, Münster, 26.7. – 5.10.2008
Anders als dem deutschen ‚Werkeln’ eignet der französischen ‚bricolage’ ein soziale Schichten übergreifender Glanz. Jedenfalls zählt für den mal mehr, mal weniger spezialisierten französischen ‚bricoleur’, ob Aristokrat, Bourgeois, Arbeiter, auf seinen großen und kleinen Besitztümern vom Schloss bis zum Hühnerstall neben dem eigennützigen ökonomischen Effekt vor allem der kommunikative Gewinn.
Was nun Christine und Irene Hohenbüchler (* 1964 in Wien) angeht, die sich vor nahezu zwanzig Jahren in der Neuen Galerie in Graz als „Les Bricoleurs“ vorstellten, so ist deren breit gestreuter Einsatz kunsthandwerklicher Techniken wohl weniger der französischen Seele denn einer in eben diese verwobenen gesellschaftlich engagierten Reflexion künstlerischen Handelns geschuldet. Wenn es denn nach allem, was an vorausgehenden Visionen schon zu Bruch gegangenen ist, in der Kunst überhaupt noch um engagierte Gesellschaftsentwürfe gehen kann, dann hat dieses Prinzip der Bricolage im sozialen, will meinen kreativen Zukunftsentwurf einiges für sich. Für die von den Hohenbüchlers nicht nur postulierte, sondern praktizierte multiple Autorenschaft erscheint sie als geistig offene Versuchsanordnung auf der Suche nach Handlungsstrategien im Hier und Jetzt der verschlungenen Hinterlassenschaften aus der Zivilisationsgeschichte der ‚verlorenen Utopien’.
Ausgehend von ihrem Status als Zwillingsschwestern haben die Hohenbüchlers die kreative Koproduktion am Patchwork der Vorstellungen in breit gestreuten sozialen Kontexten von Kindern über soziale ‚Randgruppen’ bis zu Künstlerkollegen inzwischen derart verwebt und verwirbelt, dass die nach leitenden Kategorien – kreativ, sozial, high, low, naiv, intellektuell, originell – sortierten Theorien im postkonzeptuellen Diskurs eher bemüht…
