HERMANN PFÜTZE
Christine Jackob-Marks
Erd-Wandlungen 2000/2001″
Galerie Eva Poll, Berlin, 27.8. – 25.9.2001
Das Stichwort Landschaftsmalerei weckt normalerweise die Erwartung neuer Bilder bekannter oder unbekannter, jedenfalls haltbarer Landschaften, die älter sind als die Bilder von ihnen.
Hier ist es jedoch umgekehrt. Christine Jackob-Marks malt in gewisser Weise ‘alte’ Bilder eines gigantischen Landschaftsumbruchs, der im kollektiven Bewusstsein haltbarer sein wird als die neue Landschaft, die dort wieder entstehen soll. Und die Bilder werden auch künftig diesen Umbruch vergegenwärtigen. In diesem Sinn werden sie altern, aber nicht veralten wie Genrebilder etwa eines Baggers oder des Protests der Leute gegen den Bagger, der ihr Dorf wegfrisst. Die Bilder sind im Atelier und bei Kunstlicht gemalt, aus malerischem Erfindergeist und abstrahierender Imagination. Dennoch sind es sozusagen bleibende Eindrücke jener Bergbaufolgelandschaft zwischen Hoyerswerda und Senftenberg in der Niederlausitz, wo der Braunkohletagebau jetzt stillgelegt wird. Die Kohleförderung hat dort seit über 150 Jahren die Landschaft weniger geprägt als vielmehr zerstört und in Nicht-Landschaft verwandelt: in offene Erde und Abraumgebirge.
Die Bilder haben sachliche Titel wie “Abbruchkante”, “Randschlauch”, “Zwischenlandschaft”, “Bruchfelder” oder “Reifenspur”, und sie sagen und bedeuten nichts, was von dieser Information ablenken könnte. Dafür halten die Bilder, was ihre Titel versprechen – nämlich die erhabene Atmosphäre vegetationsloser Abraummassen, deren Lebensfeindlichkeit aus ihrer tertiären Herkunft rührt. Wenn tiefere Erdschichten zuoberst gekehrt werden, entsteht jene Verbindung von Luft, Wasser und Schwefel, die länger nichts gedeihen lässt. Diese Gegend ist nicht Natur, nicht einmal zerstörte Natur, sondern von der Natur selbst verlassen. Das klingt noch an in der Sprache, mit der in Naturschutz-…