Reinhard Ermen
Christian Wulffen – retour de
Stiftung für konkrete Kunst, Reutlingen, 13.6. – 12.9.1999
Vor zehn Jahren riefen die Brüder Albrecht und Manfred Wandel in Reutlingen die Stiftung für konkrete Kunst ins Leben. Sie residiert in einem lichten, vom Land Baden Württemberg vorbildlich hergerichteten Industriebau der Jahrhundertwende und hat auf drei großzügigen Etagen bzw. auf insgesamt 3000 m² reichlich Platz zum Atmen. Dass die finanzielle Ausstattung dieses Privatmuseums nicht ganz der großzügigen räumlichen Ausdehnung entspricht, wird der unermüdliche Beweger und ‘ehrenamtliche’ Mitarbeiter Manfred Wandel nicht müde zu betonen, doch gelingt es dem Zwei-Personen-Betrieb (neben Manfred Wandel gibt es noch eine ‘festangestellte’ Geschäftsführerin in der Person von Gabriele Kübler) immer wieder, solche Probleme vergessen zu machen. In die Stiftung wurde als Kernstück die Sammlung Wandel, an deren Vervollständigung auf institutionalisierter Ebene weitergebaut wird, eingebracht. Hinzugekommen sind in den letzten Jahren neben zahlreichen großen und kleinen Schenkungen, das ‘Archiv Max Bense’ und das ‘Archiv Bernhard Aubertin’; letzterer verlegte, dem Sog des Hauses folgend, sogar seinen Wohnsitz nach Reutlingen und gehört seitdem mit seinem Atelier fast schon zum lebenden Inventar.
Die Bilanz nach 10 Jahren beläuft sich auf präzise 40 Ausstellungen und 30 Publikationen, darunter zum Beispiel großformartige Retrospektiven von Soto, Morellet, Nemours, Dadamaino und thematische Ausstellungen wie “Ordnung und Chaos”, oder “Die konkrete Zeit”. All das wurde in einer Jubiläumsausstellung gestreift, in der das Haus nicht nur auf unkonventionelle Art und Weise seine Schätze ausbreitete, sondern auch seine Sorgen demonstrierte. Die Realität des überquellenden Depots etwa wurde mit viel Ordnungssinn und Gefühl für die…