Carl Haenlein
Christian Ludwig Attersee
Geb. 1941 in Wien
… so wird verständlich, warum Attersee so viele fluchtige Betrachter irritiert hat und am Ende doch einer oberflächlichen etikettierenden Kenntnisnahme als pop artist, als neodadaistischer Nonsense-Schöpfer, mal als Surrealist, mal als Expressionist, sowohl als Vertreter der erotic wie der psychedelic art, als body wie als eat artist erscheinen konnte. Er ist nichts von alledem und hat doch mehrere Erfahrungen, die von den disparaten Stilmarken zugedeckt wurden, gemacht. Er ist ebenso Segelsportler, Schönling, Rock & Roll-Sänger, androgyner Exhibitionist und Transformer, Dionysiker, obszöner Aktionist wie ganz und gar hermetischer Zeichner, Enigmatiker, erotomaner Phantast, Maler des Unbewußten wie des trivial Schönen – ein Introvertierter.
Peter Gorsen 1977
Artwechsel
Attersees Kunst erschließt sich dann, wenn die komplizierte Vielstimmigkeit des Ouvres gesehen wird: Attersee holte und holt immer aufs neue sein Leben mit diesen Bildern ein. Längst vergangene Phasen seiner Biographie tauchen in der Arbeit, sozusagen mit erneuerter Ladung und taufrisch, wieder auf. So hängt in diesem Kunstsystem auf phantastische Weise alles mit allem zusammen: Das Leben mit dem Werk, die Bilder mit den Texten, Malerei mit Musik. Dieses metamor-photische Prinzip, das die Genese des Werks beschreibt, gilt auch für das Ouvre selbst: Den alles bestimmenden Zusammenhang hat Attersee einmal als Ziel seiner Kunst bezeichnet. Im Artwechsel, sagt er, gelingt es dem Künstler, den Fisch zum Vogel zu machen und das Meer in die Berge zu heben.
Das Phantastische hat in der Malerei Attersees in mehrfacher Hinsicht einen dominierenden Rang. Phantastisch ist im Sinne des Wortes, wie Attersee Leben mit Kunst…