Tübingen
Christian Jankowski
I was told to go with the flow
Kunsthalle Tübingen 02.07.– 30.10.2022
von Hans-Dieter Fronz
In einem frühen und grobkörnigen Video durchstreifte der 23-jährige Kunststudent Christian Jankowski 1992 einem urzeitlichen Jäger und Sammler gleich mit Pfeil und Bogen den Dschungel der Großstadt. Seine Beute fand er in den Kühltruhen und Regalen eines Supermarkts. Sicherheitshalber erlegte er sie mit seiner archaischen Jagdgerätschaft noch ein mal, man weiß ja nie.
Auch wenn dem Kunststudenten in „Die Jagd“ (1992) der Schalk sichtbar im Nacken sitzt: Für den Zuschauer eröffnet sich in dem Video der Ausblick in die Tiefen der Menschheitsgeschichte – bis hin zu den Anfängen von Homo sapiens, des „weisen Menschen“, der so weise am Ende doch nicht zu sein scheint, wenn er durch seine Lebensweise die eigenen Existenzbedingungen untergräbt. Auch die Gesetze der Wildnis scheinen wir so gänzlich noch nicht überwunden zu haben; man denke nur an den so genannten Raubtierkapitalismus. Und gehen nicht wir alle bis heute allzu gern auf Schnäppchenjagd? Augen zwinkernd nimmt Jankowskis Video die Redewendung von den Jagdinstinkten zeitgenössischen Konsums beim Wort.
Der Geniestreich des 23-jährigen Kunststudenten ist kennzeichnend für Jankowskis Arbeitsweise wie für die Wahl seiner The men. Die künstlerische Praxis des Aktions- und Konzeptkünstlers ist einerseits interventionistisch und unmittelbar gesellschaftsbezogen. Andererseits begegnet Jankowski gerade der eigenen Kultur mit der Neugier und Distanz des Völkerkundlers. Man hat ihn einen Ethnologen der Gegenwart genannt und sei ne Arbeitsweise als „kritische Feldforschung“ beschrieben.
Die dem zugrunde liegende Lebenseinstellung scheint ihm in die Wiege gelegt zu sein. „Ich glaube, ich bin als…