Gabi Czöppan
Christian Hanussek
Galerie Heinz Herzer, 1.12.1988-1.2.1989
Universität München, 7.1 .-28.2.1989
Der Ort scheint paradox. Just zu dem Zeitpunkt, als sich vor dem 150 Jahre alten romantischen Bauwerk rund 30.000 Menschen zum Protest formieren, zeigt der Frankfurter Künstler Christian Hanussek in der Münchner Universität seine “Raumbilder”. Studenten besetzen den Boden der hohen Vorhalle, in den Seitengängen spiegeln sich vor gekuppelten Fenstern romanischer Art – fragmentiert und im Rundbogen aneinandergefügt – die gigantischen Leinwände Hanusseks über ihren Köpfen. Der Mensch in Bewegung. Christian Hanusseks Installation gewinnt unverhofft eine weitere Dimension, ganz im Sinne seiner geforderten “parallelen Realitätsebene”, auf der sich die Bilder selbst einen Raum zwischen den aufgemalten Riesenkörpern und dem Betrachter schaffen.
In den Räumen der Galerie Herzer wird das künstlerische Konzept Hanusseks deutlicher. Konkav gebogene Sperrholzplatten sind in Dreierserien über Eck arrangiert, wie auf einer Kinoleinwand spannen sich die flüchtig und fahrig auf monochromen Grund gepinselten Zeichnungen vor dem Auge des Betrachters zu imaginären Dia- oder Filmprojektionen. Es sind Darstellungen des menschlichen Körpers, Akte, die Hanussek mehrreihig konturiert und übereinanderlegt. Das Farbenverhältnis von Tempera-Grund und aufgetragener Zeichnung irritiert, die Konturen scheinen in leuchtendem Violett auf braunem Untergrund, in kontrastierendem Weiß oder Schwarz wie Solarisationen, die bei Lichteinfall blitzschnell auf Fotopapierauftauchen.
Manieristische Deckenmalerei beeinflußten Hanussek, der bis 1978 ausschließlich gegenstandslos gezeichnet und anschließend mit Film experimentiert hatte, nachhaltig. Jedoch fehlt seinen stets konkav im Raum oder an der Decke arrangierten Bildern die illusionistische Tiefe der Manieristen. Viel zu fragmentarisch sind seine Bildteile aneinandergefügt, viel zu skizzenhaft, zu brüchig und unvollständig seine Aktstudien…