Christian Huther
Christa Näher
»Das Malwerk und das Schöne«
Frankfurter Kunstverein, 10.2. – 25.3.2001
Manchmal ist mir”, notierte Christa Näher 1983, “als rieche ich das Mittelalter, und ich verspüre die Berührung uralter Zeit, ausgelöst durch ein Geräusch, einen Geruch, eine Landschaft, ein Gebäude.” Folglich lebt die Malerin zwischen den Zeiten und sucht Unbewusstes, Vergangenes und Gegenwärtiges. Eine Schneise durch ihre Erinnerungsspuren schlägt jetzt der Frankfurter Kunstverein mit Werken aus den letzten 15 Jahren: “Das Malwerk und das Schöne” heißt die Schau, der Katalog ist (kommalos) betitelt “Eine Reise die keine ist”.
Die 1947 geborene Künstlerin lehrt seit 1987 Malerei an der Frankfurter Städelschule, ist aber in Köln und im oberschwäbischen Wolfegg zu Hause. Und Wolfegg spielt eine wichtige Rolle, verknüpft doch Näher Biografie und Kunst eng miteinander, ähnlich wie sie Land- und Stadtleben braucht: Das Land für die Natureindrücke, die Stadt fürs künstlerische Verarbeiten.
Doch Näher hat sich im letzten Jahrzehnt gewandelt, nutzt neuerdings die Fotografie, stickt riesige Kissenbilder und hat sogar einen Film gedreht. Auch ihre Themen haben sich verändert, aber dem Pferdemotiv ist sie treu geblieben. Allerdings sind die Pferdebilder nicht mehr schwarz und düster, sondern hellgrau und voll praller Bewegungen. Überhaupt hat Näher einige Gemälde, Zeichnungen, Skizzen und Fotocollagen regelrecht in Szene gesetzt. Beispielsweise die “Kastratenbilder”, große und fast barock anmutende Gouachen, die Näher als filigrane Zeichnerin zeigen.
Thematisch indes widmet sie sich vorwiegend der Symbiose von Mann und Frau und stieß so auf die im 17. und 18. Jahrhundert oft vorkommenden Kastraten, jene “Mischwesen” (Näher) mit ihren reinen, oft bewunderten Gesangsstimmen…