Die Performances von Chris Burden in den 70er Jahren sind spektakulär: in “Shoot” (1971) beispielsweise, in “Prelude to 220, or 110” (1971) oder in “Through the Night Softly” (1973) brachte der “body artist” seinen eigenen Körper an die Grenzen des physisch Aushaltbaren. Nicht Masochismus wollte er dabei kultivieren, sondern es ging ihm um seine psychische Verfassung, vor allem aber um die des Publikums, das mit einer nicht nur gedachten, sondern realen Situation der Gefahr und Bedrohung konfrontiert wurde.
Im Hinblick auf seine technisch-wissenschaftlichen Versuchsaufbauten und Installationen (“The Big Wheel”, 1979, “The Speed of Light Machine”, 1983) stellt sich die Frage: Kunst oder Technik? Burden demonstriert einfache physikalische Gesetze und technische Vorgänge, die sich mit Verlauf des Fortschritts bis ins Unverständliche verkompliziert haben und dadurch mystifiziert wurden, um sie wieder verständlich, für den Laien erlebbar und nachvollziehbar zu machen. Hier wie in seinen Modellbauten und Spielzeugassemblagen wird das extrem Nüchterne seiner Weltbetrachtung offensichtlich.
Was nun, könnte man fragen, unterscheidet seine jüngsten Schiffsmodelle, die er in liebevoller Kleinarbeit zusammengebaut hat, von der Sammelleidenschaft und den privaten Basteleien eines Modelleisenbahnliebhabers. Zunächst zeichnen sie sich durch die surrealistische Phantasie und den trockenen Humor aus, mit denen Burden Alltagsobjekte und Kuriosa entdeckt, deutet und verwendet.
Beate Eickhoff
Ein Dachgepäckständer und ein Tandemrahmen zusammen bilden einen Schiffskörper, eine alte Türangel wird zur Kanone, ein Taschenmesser zum Kiel. Jedes kleinste Detail ist bedacht und minutiös ausgeführt. Die fünf Schiffe ähneln in ihrer – ästhetisch sehr wirkungsvollen Gesamtform – nicht unbedingt der Vorstellung von einem Schiff: “Grand Hotel” sieht aus wie…