Ursula Maria Probst
China Now
»Kunst in Zeiten des Umbruchs«
Sammlung Essl, Kunst der Gegenwart, 15.9.2006 – 28.1.2007
Zeitgenössische Kunst aus China hat sich international etabliert und ist auf dem Kunstmarkt nicht zuletzt durch die enorme Nachfrage von SammlerInnen und Galeristen aus New York äußerst erfolgreich. Die Shanghai Biennale fand heuer zum sechsten Mal statt und stand unter dem Motto “Hyperdesign”. Während in Shanghai sich ein internationales Kuratorenteam unter der Vorgabe von zukunftsweisenden Konzepten Themen wie “Design und Imagination”, “Practice of Everday Life” und “Future Construction of History” annahm, widmet sich der Kurator der Ausstellung “China Now” Feng Boyi in der Sammlung Essl jenen KünstlerInnen welche an den gesellschaftspolitischen Umstrukturierungen der zeitgenössischen chinesischen Kunst und deren Rezeption in den 1990er Jahren unmittelbar beteiligt waren. Im Unterschied zur Shanghai Biennale, welche heute internationale Trends setzen will, wird durch “China Now” die Ambition verfolgt, aufzuzeigen, dass die derzeitigen kulturpolitischen Veränderungen in China vor allem von einem individuellen Geschichtsbegehren mitgestaltet werden. Die in der Ausstellung “China Now” präsentierte Kunst befindet sich folglich im Dialog mit individuellen Beobachtungen und kollektiven Aspekten, die durch die rasanten wirtschaftspolitischen Veränderungen in China ausgelöst werden. Mit Malerei und Fotografie, aber auch Skulpturen, Installationen und neuen Medien werden aktuelle Positionen präsentiert.
Die von Feng Boyi gewählten Themenkomplexe wie “Rebellischer Spott”, “Gebrochene Leidenschaft”, “Individuelle und kollektive Erfahrung”, “Der Widerhall der Stadt” oder “Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung” sind durchdrungen von einem Ruf nach einer Art chinesischen “Selfmade Gegenwartskunst”, welche sich gegenüber dem Ansturm des Westens und der dadurch ausgeübten Einflussnahme auf…