CHINA – der Ausverkauf!
Ein Kommentar von C. F. Schröer
sowie ein Gespräch mit Dieter Ronte, Direktor des Bonner Kunstmuseums, und Walter Smerling, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung für Kunst und Kultur E.v.
Das Bonner Kunstmuseum ist seit dem 1. Januar ’96 “Leistungszentrum”. Es hat sich aus den Engen kameralistischer Budgetplanung befreit und kann nun seine Einnahmen aus Verkäufen von Eintrittskarten, Katalogen und sonstwelchen Kunstartikeln wieder in den Betrieb reinvestieren. Nicht befreit hat es sich von den Vorzügen öffentlicher Förderung, die allein das Institut tragen und seinen unabhängigen Betrieb garantieren. Der Not der öffentlichen Hand, das Institut kaum wie bisher unterstützen zu können, begegnet Ronte – und eine ganze Reihe um ihre Spielräume bangender Museumsdirektoren – mit einem Ausverkauf an Kommerz und Co. Dieter Ronte, seit Mitte 1993 im Amt, hat bisher nicht klargemacht, was er unter Leistung versteht. Mehr Besucher, mehr Einnahmen? Kassenerfolg und Medienrummel allein können nicht den Erfolg eines Kunstmuseums bestimmen. Oder ist das “Leistungszentrum” doch nur die Vorstufe zum “Profitcenter”?
In der akuten Finanzenge kam dem Museumsdirektor der Fernsehjournalist Walter Smerling gerade recht. Der hatte – die Einschaltquote stets im Kopf – gerade China vor der Linse. Die gefällige Denkungsart gefiel dem neuen Leistungszentrumsdirektor, die Partnerschaft Museumsdirektor – Medienmann ward geschlossen: China! – Zum Topthema wurde eine Kunstausstellung – nebst begleitenden Filmberichten im WDR – geliefert: aktuell exotisch, politisch sauber, leicht verdaulich (vertraute Ölmalerei). Und das alles mitten hinein ins Kunstmuseum, einer öffentlichen Institution, der man noch vertraut, daß Kunstgeschichte und Kunstkritik dort über die Aufnahme entscheiden. Im neuen Leistungszentrum…