Reinhard Ermen
Chiharu Shiota
»Seven Dresses«
Stadtgalerie Saarbrücken, 30.1. – 5.4.2015
Fast die ganze Stadtgalerie ist verspannt mit zahllosen, um nicht zu sagen endlosen schwarzen Wollfäden, die durch eine konsequent angewandte Fortspinnungstechnik ein dreidimensionales, raumgreifendes Krakelee bilden. Für die Betrachter sind Freiräume, ja Hohlwege gelassen, in denen sie sich bewegen können, denn das wuchernde Netzwerk ist begehbar. Die Betrachter werden geführt, genauso wie deren Blicke, die freilich tiefer vordringen, etwa bis zu den „Seven Dresses“, die der jüngsten Arbeit von Chiharu Shiota in der Stadtgalerie Saarbrücken den Titel geben. Am Ende des ersten Gangs tauchen sie auf im schönen Gewirr der schwarzen Lineatur; weiße Schatten, bzw. erstarrte Chiffren für Familie und Fatum. Eine Etage höher schwingt am Ende des L-förmigen Wegs das dunkle Geflecht aus und macht Platz für einige Papierarbeiten der Künstlerin, Fingermalereien auf weißem Grund: Aus Schwarz wird Rot. Extra für Saarbrücken wurde die Installation entwickelt, das heißt, übertragbar sind ihre Arbeiten ohnehin nicht, für jeden Ort muss Shiota Ihre Konzepte neu sortieren. Kuratorin ist in diesem Fall die Leiterin der Stadtgalerie Andrea Jahn, die schon 2003 im Württembergischen Kunstverein mit der Künstlerin zusammengearbeitet hat. Die Neugierde mag unabhängig von dem, was in Saarbrücken zu sehen ist, besonders groß sein, denn die 1972 in Osaka Geborene, die seit 1999 in Berlin lebt und arbeitet, wird Japan auf der kommenden Biennale in Venedig (also in wenigen Wochen) vertreten. Dafür hat sie bereits eine Arbeit mit dem Titel „The Key in the Hand“ versprochen.
Die Versuchung ist groß, dieser faszinierenden Welt die Vokabeln…