Ingo Arend
Chicks on Speed
»Datastravaganza«
Galerie 401 Contemporary, Berlin, 7.12.2014 – 28.2.2015
Von der Kunst in die Musik und wieder zurück. Bei der jüngsten Ausstellung der Avantgardegruppe „Chicks on Speed“ (CoS) wurde man Zeuge einer paradigmatischen Wanderbewegung. Ende der neunziger Jahre hatte die legendäre Truppe um die amerikanische Künstlerin Melissa Logan und die Australierin Alex Murray-Leslie bewusst den Kontext der Münchener Kunstakademie verlassen. Die Popszene schien dem multinationalen Frauen-Kollektiv für Musik, Performance, Mode und Kunst damals der geeignetere Rahmen für anarchistische Ideen als die traditionalistische Kunstszene. Nun geht die Reise – aufschlussreich für ästhetische Trendsetter wie die „Chicks“ – wieder in dieselbe zurück.
„Datastravaganza“ – der Titel der jüngsten Ausstellung in der kleinen Berliner Galerie 401Contemporary zielte, wie schon die letzten Projekte, auf ein zeitkritisches Thema. Die Ausstellung läuft parallel zu der Veröffentlichung der neuen, fünften CoS-CD „Artstravaganza“ (2014). Und war gekoppelt mit einer gleichnamigen „Artformance“ im Berliner Radialsystem. Nach der Modeszene-Kritik auf der, zusammen mit dem Künstler Douglas Gordon produzierten, Single „Fashion Rules (2002) und der Kunstmarktkritik von „Art Rules“ (2007) ging es bei dem neuesten Auftritt um Datenhysterie und Überwachung.
„Datastravaganza“, der Titel der Schau der „multidisziplinären Arbeiterinnen im Bereich Kultur“ (Selbstdarstellung) bezieht sich auf ein Musik-Video, das CoS-Förderer Peter Weibel, im Nebenberuf Chef des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) und selbst gelegentlich Künstler, kürzlich den amerikanischen NSA-WhistleblowerInnen Chelsea Manning und Edward Snowden gewidmet hatte. Der Song „Wir sind Daten“, den er darin zusammen mit dem „Hotel Morphila Orchestra“, seinem 1978 gegründeten Kaffeehaus-Orchester performt, findet sich auch auf „Datastravaganza“.
„Wir…