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Ausstellungen: München · von Martin Blättner · S. 248 - 249
Ausstellungen: München ,

München
Charlotte Salomon

Leben? oder Theater?
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau 31.03.– 10.09.2023

von Martin Blättner

Das Lebenswerk der mit 26 Jahren in Auschwitz ermordeten Künstlerin Charlotte Salomon weckt auf den ersten Blick Assoziationen an das Tagebuch von Anne Frank; die treffen aber nur bedingt zu, obgleich beiden Frauen das Schicksal der brutalen Verfolgung und Ermordung durch das NS-Regime gemeinsam ist. Während die schriftstellerisch begabte Anne Frank aus ihrem Versteck ihre täglichen Erfahrungen niederschrieb, schuf Charlotte Salomon als ausgebildete Künstlerin ein „Singspiel“ aus einem Bilderzyklus von 769 Gouachen (450 werden gezeigt) und den dazugehörigen 320 transparenten Textblättern und Melodien mit dem Titel Leben? oder Theater?: Seit den 1980er Jahren wurde die internationale Kunstwelt auf das Opus aufmerksam, es war in Teilen auch auf der dOCUMENTA (13) vertreten, bislang wurde es aber noch nicht so umfangreich wie in München gezeigt.

Es beschreibt die Geschichte ihrer Jugend in einer großbürgerlichen jüdischen Familie fiktiv-biographisch in freier Erzählung und umfasst die Zeit im Rückblick von Berlin bis zum Exil in Frankreich und die von Suiziden und Verfolgung überschattete Familiengeschichte. Die Eltern (das Ehepaar Kann = Salomon), die Großeltern (Knarre = Grunwald) und der nähere Umkreis der nahestehenden Freunde werden lautmalerisch umbenannt und kurze Musikstücke integriert. Die Künstlerin hat die fast gleich großen Gouachen von Anfang an durchnummeriert, Bildaufbau und Formensprache folgen einer Struktur, die Primärfarben Gelb, Rot und Blau sind mit unterschiedlichsten Farbtönen gemischt. Im Vorspiel ergänzt Charlotte Salomon die Bildtafeln mit erklärenden Texten auf Transparentpapier, im Hauptteil integriert sie gemalte Texte in die Bilder: Mit dieser…

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von Martin Blättner

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