Andreas Denk
Charlotte Posenenske
»Retrospektive«
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 19.3. – 15.5. 2005
Museum für Gegenwartskunst, Siegen, 3.6. – 28. 8. 2005
Eigentlich hat Charlotte Posenenske (1930-1985) über ihr Oeuvre vieles selbst gesagt: In einer tabellarischen Übersicht über ihre Werkphasen hat sie um 1967/68 vier Entwicklungstufen ihres Werks in den sechziger Jahren präzise beschrieben. Von ihren frühen Arbeiten als Bühnenbildnerin in Lübeck und Darmstadt ist hier schon nicht mehr die Rede. Auch die graphischen und malerischen Versuche mit abstrakt-expressionistischen Studien, mit denen sich die Baumeister-Schülerin Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre allmählich auf die Suche nach raumbildenden Strukturen machte, spielen keine Rolle. Vielmehr beginnt die Folge mit “Flächen mit illusionären plastischen Effekten durch Abschattieren (Spritzen)”, die 1964/65 auf Hartfaserplatten entstanden: Vertikal geführte Spritzungen suggerieren Lichtreflexe und Schattenwurf gerundeter Formen. Zeitgleich untersuchte die Künstlerin – theoretisch an Cezanne, formal an Mondrian orientiert – mit parallel geführten farbigen Faserstiftlinien oder teilweise glatt auf den Bildgrund aufgelegten, teilweise gefältelten Klebebandstreifen die Möglichkeiten einer Raumbildung allein durch Farbe.
Eine zweite Phase setzt die Künstlerin in die Jahre 1965/66, in denen sie folgerichtig die farbliche Illusion in Reliefs aus gewölbtem und gekantetem Blech verwandelte. Begleitet wurde diese Aufweitung des klassischen Tafelbildkonzepts in den Raum durch einen “Stoffwechsel”, denn zum Material der oftmals Papierfaltungen ähnlich sehenden Reliefs diente matt gedeckt oder weiß nitrolackiertes Weißblech oder Aluminiumblech.
Während Bilder und Reliefs noch aus eigener Herstellung stammten, entstanden die Arbeiten der dritten Werkphase nach Zeichnungen der Künstlerin in einer Werkstatt: Posenenske entwickelte die Reliefs der ersten Generation weiter zu seriellen Wand- und Bodenarbeiten,…