Hermann Pfütze
Charlie White
»American Minor«
Loock Galerie Berlin, 29.11.2008 – 4.1.2009,
Hammer Museum Los Angeles, 6.3. – 30.4.2009
Der kalifornische Fotograf Charlie White erforscht seit zehn Jahren das ästhetische Lebensgefühl weißer Teenager. Er vergleicht ihre Selbst-Inszenierungen mit den medialen Vorbildern und bezieht den Blick des Betrachters in die Kritik mit ein. Das ist ein Grundsatz teilnehmender Beobachtung, und White hat dafür ein sozialwissenschaftliches Forschungsstipendium der Universität von Südkalifornien bekommen, an der er “Intermedia” lehrt. Aus diesem “American Minor Project” zeigt die Ausstellung, neben einigen Einzelportraits, drei zentrale Arbeiten aus dem Jahr 2008: Den Animationsfilm OMG BFF LOL, den 35-mm-Film “American Minor” und die “Teen and Transgender Comparative Study”. Der Katalog enthält auch eine Bilderfolge aus Whites Archiv des “Cyrilla Strothers Project” der Jahre 2004-2006,
Auf den ersten Blick scheint es, dass die Teenager nicht nur so aussehen wollen wie ihre Vorbilder aus Mode- und Jugendillustrierten, sondern auch so werden und sein wollen. Das ist Charlie Whites These. Die Mädchen und Jungen auf den großen, sorgfältig ausgeleuchteten Fotos und Filmstills haben es zwar schwer, den sexy gestylten, perfekt geschminkten Schönheiten auf den Titelseiten auch nur zu ähneln, aber dahin geht anscheinend ihr Sinn. Das suggeriert jedenfalls der Cartoon im SMS-Jargon (OHG steht für “oh my god”, BFF für “best friends forever” und LOL für “laughing out loud”) mit zwei Teenagern in der Shopping Mall: Die beiden unterhalten sich über den Sinn des Lebens als einer Spirale aus wünschen, bekommen, haben und noch mehr wünschen. Denn in diesem “palace of total happiness”…