Martin Seidel
Cezary Bodzianowski
Poetische Negation der Beziehungslosigkeit
Kölnischer Kunstverein, 19.2. – 1.5.2005
Cezary Bodzianowski befindet sich outfitmäßig so gar nicht auf der Höhe der Zeit. Mit ausgewachsener Chaplintolle, Hitlerbärtchen und einer Hornbrille, wie sie bevorzugt in mittelmäßigen Sketchen verwendet wird, mit einem karierten Wanderhemd und Pullunder beansprucht dieser wenig athletische Mensch die beiläufige Aufmerksamkeit eines gutmütigen Trottels.
Gleichzeitig scheint sich der 1968 geborene Lodzer Künstler gerade durch sein – wir vermuten sehr stark: zwischenzeitlich inszeniertes – Äußeres den geliebten Klischees des wild-verwegenen, verarmten oder dandyhaft-eitlen Künstlers entziehen zu wollen. Auch seine Kunst entzieht sich, ist temporär, für den Augenblick bestimmt und wird von Wenigen nur überhaupt wahrgenommen. In Lodz überredete Bodzianowski vor Jahren einen Kranwagenführer, ihn vom Kranbalken baumeln zu lassen, auf dass er in aller Frühe durch die Fenster im fünften Stock eines Wohngebäudes Grüße an die Bewohner und ihre Nachbarn schicken konnte. Ein ander Mal spazierte er stundenlang durch Lublin, nachdem er – das war nun Thema und Gegenstand seiner Performance – die Mitarbeiter einer Galerie veranlasst hatte, Telefone und Computer abzuschalten und den Betrieb einzustellen. Oder er startete frühmorgens einen einsamen Lauf über das Flachdach eines Plattenbaus – und kaum einer hat es gesehen. Mit einem Fahrrad, dem zwei zusätzliche Räder aufmontiert waren, befuhr er gleichzeitig Erde und Himmel – was davon bleibt, sind die Erinnerung und ein paar Fotos.
In Polen ist Cezary Bodzianowski ´mit seinen Interventionen und Eulenspiegeleien überaus präsent. Er schart um sich eine Fangemeinde, hat letztens den renommierten polnischen Polityka-Kunstpreis bekommen und ist, wie eine Umfrage…