Hans-Jürgen Hafner
Cerith Wyn Evans
»Uneigentlichkeiten«
Kunstbau Lenbachhaus, 25.11.2006 – 25.2.2007
Das künstlerische Vokabular, das Cerith Wyn Evans (Jg. 1958) für seine Arbeiten zur Anwendung bringt, basiert beinah ausschließlich auf unterschiedlichen Verfahren der Aneignung und auf Mechanismen der Platzierung bzw. Inszenierung. Rein technisch betrachtet kommt der britische Künstler mit einem limitierten aber effizient genutzten Arsenal aus: Evans greift vorwiegend auf verschiedene Lichtquellen, vom Feuerwerk über Neon-Schriftzüge bis zum Kronleuchter, zurück, mit deren Hilfe er angeeignete, dabei oft entlegene Texte recht verschiedener Provenienz, sagen wir, zur Aufführung bringt. Zudem bringt er atmosphärisch wirksame, oft ebenfalls hochgradig referenziell aufgeladene Requisiten wie Spiegel und Mobiliar ins Spiel; außerdem Film-, Dia- und Musikinstallationen und Arrangements aus gefundenem und angeeignetem Bild-/Textmaterial.
Für seine Ausstellung im langgestreckten Quader des Kunstbaus bringt Evans zwei Neon-Schriftzüge mit einer konzentrierten Inszenierung verschiedener Kronleuchter, Lüster und Lampen verschiedener Epochen und Stile, zusammen. Wie auch schon im Rahmen vorangegangener Ausstellungen des Künstlers zu begutachten, fungiert jeder Leuchter (in Kombination mit einer elektronischen Einheit) als Sendestation für ein Textzitat. Das auf einem an der Wand platzierten Monitor überprüfbare Textzitat wird per Rechner in Morsecode umgewandelt und als Lichtsignal vom zugeordneten Leuchter gesendet.
Im Kunstbau hat Evans eine große Auswahl seiner Kronleuchter-Arbeiten (wobei der Begriff Arbeit hier freilich sofort ins Leere laufen muss, wenn er sich zu dicht an die multimediale Anordnung, überhaupt ans Objekt anhängt) zu einem höchst eleganten installativen Ensemble gruppiert, das quasi vielstimmig die enorme Ausdehnung des Ausstellungsraums im aleatorischen Rhythmus, den die verschiedenen Lichtimpulse zueinander erzeugen, erleuchtet….