Vera Tollmann
Ceija Stojka
»Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz«
Der grafische Zyklus: Kunstverein Tiergarten, Berlin, 20.6. – 26.7.2014
Malerei: Galerie Schwartzsche Villa, Berlin, 2.7. – 1.8.2014
Sie war eine der Ersten, die aus der Perspektive der Verfolgten über den Genozid sprach. Seit den 1980er Jahren hat die Romni Ceija Stojka viel von ihren traumatischen Erlebnissen in Konzentrationslagern erzählt. Ihre Engagement dafür, Sinti und Roma als Opfer des Nationalsozialismus nicht zu vergessen, machte eine Aktivistin und Vermittlerin aus ihr. In Form von lebendig formulierten Texten legte sie Zeugnis ab, schrieb mit ihren autobiografischen Büchern gegen die Unsichtbarkeit des Genozids an den Roma an. „Wir leben im Verborgenen – Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin“, lautete der Titel des ersten Bands, der 1988 erschien. Kurze Zeit später kamen Zeichnungen als weiteres Medium hinzu, in dem sie ihre Gefühle und Erinnerungen an diese zwei langen Jahre ihrer Kindheit darstellte. Als Zehnjährige war sie 1943 zusammen mit ihrer Mutter und den jüngeren Brüdern von Wien aus deportiert worden, zuerst nach Auschwitz, dann nach Ravensbrück, später Bergen-Belsen.
Die Unmittelbarkeit ihrer Texte lässt sie auch in ihre Zeichnungen und Malereien einfließen. Krakelige Bildunterschriften oder direkte Rede finden sich oft im Bild, längere Beschreibungen auf den Rückseiten. Obwohl sie diese Zeichnungen mehr als vierzig Jahre später anfertigte, hört man ihre kindliche Stimme heraus, gelingt es ihr die kindliche Perspektive auf Papier zu bringen. „Mama, zuhause war schöner“, steht auf einer der grafischen Zeichnungen. Auslöser für die bildnerische Verarbeitung des Traumas war ein Besuch in Japan in den späten 1980er Jahren. Dort…