Cees de Jong/Erik Mattie
Architekturwettbewerbe 1792 – heute
Über Publikationen im Benedikt Taschen Verlag zu schreiben verlangt zu allererst, sich mit dessen offensiv beworbener Geschäftsidee auseinanderzusetzen, welche das Verlagsprogramm prägt. Denn der wie ein modernisierter 2001-Verlag arbeitende Kölner Betrieb konzipiert seine Billig-Bücher als risikoarme Stapelware. Ausgestoßen werden keinerlei Überraschungen und Entdeckungen, sondern Massen- und Markenprodukte; hier erscheint nichts, was sich nicht weltweit in hohen Auflagen erzeugen ließe. Während die einheitlich reproduzierten Bild-Bände von Matisse über Softsex bis Wolfgang Tillmans noch der jeweiligen Landessprache entsprechend lokalisiert werden – sprich entsprechend dem Vorgehen der Softwareindustrie übersetzte Begleittexte den grafischen Benutzeroberflächen beigefügt sind – wechselt der Verlag für den kiloschweren Bildband.’Architekturwettbewerbe 1792 – heute` je nach deutscher, englischer oder französischen Fassung nur mehr den Umschlag aus: Der Text im Inneren fällt so mager aus, daß man ihn ohne Probleme dreisprachig hintereinander setzen konnte.
Wie das insgesamt 740 Seiten starke und zweibändig im Schuber gelieferte Printprodukt angelegt ist, wird in den Professionen der beiden Herausgeber deutlich: Neben dem Juristen und Kunsthistoriker Erik Mattie wird ebenbürtig Cees de Jong genannt, der nicht nur als Designer von Büchern, Briefmarken und Firmen-Images arbeitet, sondern vor allem die Firma leitet, welche das vorliegende “Jumbobuch” abwickelt. Der verhältnismäßig niedrige Preis ist durch fehlende Sorgfalt (allzu offensichtliche Druckfehler, plötzlich fehlende Fußnoten, zum Teil schlecht reproduzierte Fotos) erkauft und wird dem mager aufbereiteten Erkenntniswert des Buches kaum gerecht: Die niedergelegte Feststellung der statistischen Häufigkeit von Bewerbungen der Stararchitekten Rossi, Foster, Nouvel und Koolhaas oder von Kleihues als Dauer-Juror zwingen den Leser, sich die wahren…